E-Auto auf der Langstrecke – Rückfahrt aus dem Urlaub

Über das Thema E-Auto und Langstrecke hatte ich ja schon in einigen Artikeln über Planungshinweise und Erfahrungen aus der Praxis berichtet. Im heutigen Artikel möchte ich euch nochmals über unsere Erfahrungen auf der Tour zurück aus dem Urlaub berichten.

Während wir auf der Hinfahrt nach Zell am See eine Übernachtung in München eingelegt hatten, sollte es auf der Rückfahrt direkt nach Hause gehen. Die direkte Entfernung betrug laut Google Maps 721 Kilometer und sollte eine Fahrzeit von etwas über 7,5 Stunden haben.

Planung der Urlaubsrückfahrt aus Österreich mit A better Routeplanner

Wieder habe ich für die Rückfahrt natürlich eine Planung der Ladestopps mit dem Routenplaner A better Routeplanner durchgeführt. Wie auch auf der Hinfahrt haben wir einen ersten Toilettenstopp sowie eine etwas längere Mittagspause vorgeplant. Beim dritten Stopp war die Planung zunächst ein wenig aufwendiger, da mir der Routenplaner immer irgendwelche Ladestopps in der Umgebung von Frankfurt angezeigt hatte, die aber nicht sehr nah an der Autobahn lagen. Schließlich habe ich dann einen Stopp eingeplant und entschieden, dass wir auf der Strecke schauen, wie sich der Akkustand jeweils entwickelt.

Planung der Urlaubsrückfahrt mit A better Routeplanner (Screenshot)

Folgende Ladestopps waren also in unserer Planung für die Rückfahrt berücksichtigt:

  • Holzkirchen Nord (Ionity)
  • Hilpoltstein (Allego)
  • Spessart Nord (Ionity)

Ladestopp 1 – Holzkirchen Nord

Der Start unserer Urlaubsrückfahrt war leider ein wenig nervig. Da wir eine Ladestation direkt an unserer Unterkunft im Hapimag Resort Zell am See hatten, war es kein Problem, das Auto genau für die Abfahrt auf 100% zu laden. Auf Grund der geringen Verbräuche in Österreich wurde dann auch eine schöne Reichweite von fast 500 Kilometern angezeigt.

Hierzu vielleicht einmal ein Hinweis an alle E-Auto Neulinge, die noch nicht soviel Erfahrungen mit dem Ladestand und den Reichweiten haben. Bei der aktuellen Anzeige der Reichweite sollte man sich immer fragen, wie diese durch die Fahrten der letzten Tage zu Stande gekommen ist und ob das Fahrprofil für die nächste Langstrecke dieser Fahrweise entspricht. Bei einer Reichweite von 500 Kilometer könnte man voreilig auf die Idee kommen, dass man die geplante Strecke von etwas über 700 Kilometern mit einem Ladestopp schaffen könnte. In unserem Fall hätte das sicherlich nicht funktioniert, da wir auf der Autobahn deutlich mehr verbraucht haben, als bei den Landstrassenfahrten in Österreich.

Abfahrt in Zell mit vollem Akku

Nervig wurde die Rückfahrt einerseits, weil es schon in Österreich deutlich langsamer zurück ging, als gedacht und weil auf einmal eine Verkehrsmeldung über eine Autobahnsperrung herein kam. Nachdem das Navi zunächst überhaupt keine Ausweichstrecken vorschlagen wollte oder konnte, hat es sich dann doch irgendwann entschlossen uns immer wieder neue Hiobsbotschaften mitzuteilen. Wir hatten uns schon auf Verzögerungen von mehreren Stunden eingerichtet und meine Frau hatte parallel auf Google geschaut, ob es nicht doch ein paar sinnvolle Optionen gibt.

Schließlich sind wir dann nach dem Grenzübergang bei Oberaudorf noch etwa 15 Kilometer auf der Autobahn gefahren und dann bei Reichenhart wieder abgefahren. Von hier an ging hatten wir eine eigentlich sehr schöne Route durch alle möglichen Dörfer, bis wir dann bei Mühltal wieder auf die Autobahn fahren konnten. Glücklicherweise lag die Auffahrt sogar noch vor unserem geplanten Stopp Holzkirchen Nord, so dass wir die dringende Toilettenpause dann endlich einlegen konnten und das Auto ein wenig nachgeladen haben.

Statt einer Dauer von ca. 1 Stunde 10 Minuten haben wir bis zu diesem Halt knapp 2 Stunden 20 Minuten gebraucht. Die Ladung selbst an der Ionity-Ladesäule war wieder völlig unkompliziert.

Ladestopp 2 – Autohof bei Hilpoltstein

Den nächsten Ladestopp hatten wir dann wie geplant angefahren, auch wenn wir durch die Umwege weniger verbraucht hatten. Aber wir wollten ja auch etwas zu Mittag essen. Allerdings haben wir durch den Urlaub in Österreich völlig verdrängt, dass bei uns die Restaurants nur im Außenbereich genutzt werden konnten. Da das Wetter allerdings nicht so toll war und es bald wieder zu regnen drohte, haben wir uns doch etwas bei einer Burger-Kette besorgt.

Kurz vor der Abfahrt haben wir dann einen Tesla überholt und ich habe gehofft, dass der uns hoffentlich nicht nachher noch den letzten Ladeplatz wegnimmt ;-). Dieser Gedanke zeigt aber, dass wir auch noch eher zu den E-Auto Neulingen gehören. Über solche Probleme denke Tesla-Fahrer wahrscheinlich nie nach. Jedenfalls hatte ich ihn dann doch noch überholt und mich dann aber auf der Tankstelle verfahren, da wir keine Beschilderung zu den Ladesäulen gesehen haben und das Navi an der Stelle auch nicht sehr hilfreich war.

Ankunft am Autohof bei Hilpoltstein

Schließlich stand der Tesla schon an seiner „eigenen“ Ladesäule, wovon es etwa 16! gab. Meine Frau hat auch die Krise bekommen und so ist es ihr erstmals aufgefallen, wie genial Tesla das Ladeproblem mit der eigenen Ladeinfrastruktur gelöst hat. Schließlich haben wir von den 6 vorhandenen Allego-Säule auch eine freie Säule bekommen und konnten den Ladevorgang dort problemlos starten.

Die Mittagspause hat dann insgesamt etwa 50 Minuten gedauert, wodurch der Kia wieder auf fast 90% aufgeladen wurde.

Ladestopp 3 – Kleinostheim

Unseren dritten Ladestopp haben wir dann tatsächlich umgeplant. Beim ursprünglich geplanten Stopp „Spessart Nord“ wären wir mit relativ Restreichweite angekommen und da der Verbrauch, bedingt durch das schlechte Wetter, insgesamt etwas höher war, wollten wir nicht das Risiko eines vierten Stopps eingehen. Also sind wir ein paar Kilometer weiter gefahren, wo wir bei einer Burger-Kette auch noch einen Kaffee trinken wollten.

In Kleinostheim sind wir schließlich mit 26% Akkustand und einer Restreichweite von 98 Kilometern angekommen. Bis nach Hause waren es dann noch ca. 196 Kilometer. Nach meiner groben Kalkulation hatte ich eigentlich geplant bis auf etwas über 70% aufzuladen, was nach meiner Schätzung etwa 30 Minuten dauern sollte.

Vor standen 4 Ladesäulen, wobei eine Ladesäule belegt war. Der Start des Ladevorgangs war problemlos und wir hatten schon gefreut, dass wir mit den Allego-Säulen bisher keine Probleme hatten. Diese Säulen haben wohl nicht immer den besten Ruf und wer die Videos von CarManiac kennt, wird wahrscheinlich eher versuchen, diese Säulen zu meiden.

Ankunft in an den Ladesäulen in Kleinostheim

Wahrscheinlich hätten wir das aber auch machen sollen. Nachdem die Bestellung des Kaffees ein wenig gedauert hatte, da die Maschinen irgendwie alle nicht in Ordnung waren, habe ich dann nach ca. 20 Minuten auf die UVO-App geschaut und mich geärgert, dass ich das noch nicht früher gemacht hatte. Der erreichte Ladestand entsprach überhaupt nicht meiner Erwartung und so haben wir uns dann direkt zur Ladesäule aufgemacht, statt in Ruhe unseren Kaffee zu trinken. Dort angekommen zeigte die Säule, dass sie gerade mit stolzen 14 kWh das Auto belädt. Bei einem Akkustand von fast 90% wäre das wahrscheinlich noch in Ordnung gewesen. Der Akkustand lag aber zu diesem Zeitpunkt bei etwas über 40%. in 22 Minuten wurden also nur ca. 14% zusätzlich geladen.

Geringe Ladeleistung bei 43% Akkustand ?

Was macht man also in diesem Fall. Ja, man freut sich, dass noch drei weitere Säulen zur Verfügung stehen. Also wurde das Auto kurz umgeparkt und die nächste Ladesäule ausprobiert. Das war leider ein kompletter Reinfall, da die Säule überhaupt nicht startete. Nochmal umparken hatte ich keine Lust und habe den versucht, das Ladekabel einer weiteren Säule zum Auto zu führen. Das gelang mir dann auch, hatte nur den blöden Nebeneffekt, dass ich mir einen Großteil meines Kaffees verschüttet habe :-(.

Ladestation Kleinostheim

Glücklicherweise funktionierte diese dritte Säule dann auch direkt und hat mit 76kWh Ladeleistung auch sofort das erreichbare Maximum des Kia erreicht. Nun war aber die Frage, was man in der Zeit noch unternimmt. Bis zur gewünschten Aufladung von 70-80% würde es ja sicherlich nochmal knapp 15 Minuten dauern. Da es auf der anderen Straßenseite einen Lebensmittelgeschäft gab, haben wir kurz entschlossen einen kleinen Einkauf für das Wochenende durchgeführt. Wahrscheinlich wären wir sonst bei der Ankunft zu Hause noch kurz einkaufen gegangen oder hätten den Tielfkühlschrank bemüht. So haben wir die verlorene Zeit also noch gut nutzen können.

Funktionierende Ladesäule mit optimaler Power

Ankunft zu Hause und Fazit zur Rückfahrt

Um kurz nach 19:00 Uhr sind wir dann glücklich zu Hause angekommen. Die Restreichweite lag bei 39 Kilometer und im Akku waren noch 13%. Gestartet waren wir in Zell um 9:30 Uhr, so dass die Gesamtdauer etwa 9,5 Stunden betrug. Die reine Fahrzeit lag bei etwa 8 Stunden und im Kia wurde ein durchschnittlicher Verbrauch von 17,9kWh angezeigt.

Bei der ursprünglichen Planung mit A Better Routeplanner wurde eine Gesamtdauer von knapp 8 Stunden ermittelt. Den ersten Stopp hätten wir eigentlich um kurz nach 11 Uhr erreichen sollten. Auf Grund der Stauumfahrung und dem Verkehr in Österreich sind wir aber erst um etwa 12:00 Uhr an der Raststätte Holzkirchen Nord angekommen. Hier hatten wir also bereits eine Verzögerung von knapp unter 1 Stunde, die nichts damit zu tun hatte, dass wir mit dem Elektroauto unterwegs waren.

Ankunft zu Hause

Den zweiten Stopp haben wir dann um 13:50 Uhr eingelegt. Nach der ursprünglichen Planung hätten wir für die Strecke zwischen erstem und zweitem Stopp etwa 1 Stunde 40 Minuten benötigen sollen und ziemlich genau diese Zeit haben wir auch gebraucht. Allerdings hatten wir auch auf dieser Strecke noch ziemlich viel Verkehr, so dass wir streng genommen sicherlich auch nochmal um die 15 Minuten verloren haben.

Der letzte Ladestopp hat, durch die Probleme mit den Ladesäulen in Kleinostheim, insgesamt etwa 55 Minuten gedauert. Ursprünglich war ein Ladestopp von ca. 40 Minuten geplant. Dieser hätte dann aber wahrscheinlich auch dazu geführt, dass wir nochmal eine 4. Ladung von 10-15 Minuten benötigt hätten.

Ankunft zu Hause

Gegenüber der Fahrt mit einem Verbrenner haben wir also um die 50 Minuten mit dem Beladen des Elektroautos verloren. Auf einer Strecke von ca. 720 Kilometer ist das allerdings aus meiner Sicht nicht wirklich kritisch. Der letzte Ladestopp hätte auch gut 20 Minuten kürzer sein können, wenn wir nicht die Probleme mit der Ladesäule gehabt hätten und wahrscheinlich hätte man auch ohne Ladestopp noch einmal eine Toilettenpause eingelegt.

Für die Planung der Reise mit dem Routenplaner von A better Routeplanner habe ich nun auch in etwa die Werte gefunden, die ganz gut zur Realität passen. Für unseren Kia e-Niro mit 64kWh Batterie gebe ich als Verbrauch nun immer 150 Wh ein.

Uns hat die Fahrt jedenfalls wieder einmal gezeigt, dass es keinen Widerspruch zwischen Elektroauto und Langstrecke geben muß. Insbesondere im Rahmen von Urlaubsfahrten ist das für uns völlig unkritisch. Mit moderneren Elektroautos kann die Ladezeit darüber hinaus noch weiter reduziert werden. Die neueren Fahrzeuge können meist schon mit Spitzenwerten von bis zu 150 kWh beladen werden. Die E-Autos mit 800V Ladesystemen können sogar um die 200 kWh erreichen. Da werden aus unseren Ladepausen von 40 bis 50 Minuten auf einmal nur noch Pausen von 15 bis 20 Minuten. Es spricht also nicht wirklich etwas dagegen, auch auf Langstrecken das Elektroauto zu nutzen. Wenn man dann noch relativ zuverlässige Ladesäulen sucht und möglichst Stationen mit 2 besser sogar 4 Ladepunkten heraus sucht, sollte man auch bei der Infrastruktur kein größeres Problem bekommen.

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