Erfahrungen der ersten Urlaubsfahrt mit dem Elektroauto – Teil 1

Unseren Kia e-Niro konnten wir nun die letzten 6 Wochen in erster Linie im normalen Alltag testen. Die eigentliche Herausforderung gab es nun aber in unseren einwöchigen Golfurlaub, den wir in Nord-/Ostdeutschland verbracht haben. Die Spannung war ziemlich groß, wie sich das Elektroauto auf einer längeren Strecke verhält und ob man tatsächlich immer noch mit einer Reichweitenangst leben muß.

Bereits in der ersten Woche, in der wir den Kia im August übernommen hatten, haben wir ein paar Touren zu einigen Golfplätzen gemacht. Hierbei haben wir aber meist nur Strecken von insgesamt maximal 200 Kilometer Länge gehabt. Obwohl wir noch keine eigene Wallbox haben, war die Aufladung beim Einkaufen (Kaufland) und einer städtischen Ladestation, die innerhalb von 10 Minuten fußläufig erreichbar ist, völlig unkritisch. Schöner Nebeneffekt hierbei ist, dass diese Angebote aktuell tatsächlich noch kostenfrei nutzbar sind. Auch das würde sich während unserer Urlaubsfahrt sicherlich ändern.

Planung der Fahrtstrecken

Wenn wir uns bisher mit einem Verbrenner-Auto auf Golfreisen begeben haben, dann haben wir maximal die Länge der Strecke geprüft und geschaut, wo man vielleicht eine Rast machen kann. Manchmal haben wir während des Urlaubs dann mehrere Orte angefahren und ich habe geprüft, dass die jeweiligen Strecken nicht zu lang wurden.

Mit einem Elektroauto muß man (aktuell) noch ein wenig mehr planen und dabei auch Dinge, wie die Temperatur und mögliche Geschwindigkeiten berücksichtigen. Diese beiden Parameter haben einen nicht unerheblichen Einfluß auf die Strecke, die mit dem Elektrofahrzeug zurück gelegt werden kann. Laut WLTP fährt unsere Kia e-Niro mit der 64kWh-Batterie bis zu 455km. Das gilt aber nur für entsprechende „Normalbedingungen“. Auf Grund der Fahrten, die meine Frau aktuell wöchentlich zur Arbeit fährt, kommen auch schon kalkulierte Reichweiten von über 500 Kilometer heraus. Sobald man auf der Autobahn etwas schneller fährt, kann man sehen, wie die Reichweitenanzeige deutlich abnimmt.

Routenplanung für die Urlaubsfahrt mit dem Elektroauto

Planung mit speziellen Routenplaner für Elektroautos

Glücklicherweise gibt es für solche Planung sehr schöne Hilfsmittel, die einem die Reiseplanung deutlich vereinfachen können und damit auch eine gewisse Sicherheit bieten. Ich nutze dazu die Webseite „A better Routeplanner„, die auch als App verfügbar ist. Hier kann man diverse Parameter erfassen und das Programm berechnet dann eine optimale Route inklusive entsprechender Vorschläge für Ladestationen. Hierbei wird dann auch angegeben, mit welchem Batteriestand man jeweils ankommt und wieviel geladen werden sollte, um den nächsten Ladepunkt oder das Ziel zu erreichen.

Während Angaben zu Straßenverhältnissen, Gewicht, maximale Geschwindigkeit, die man fahren möchte sowie die Angabe um wieviel Prozent man die Geschwindigkeitsbegrenzungen überschreiten möchte noch relativ einfach sind, waren Angaben zum Verbrauch bei 110km/h oder dem kalkulierten Wind nicht so einfach zu ermitteln. Hier habe ich dann zunächst die Defaultwerte eingetragen, die für den Kia vorgegeben wurden.

Für die Strecken von etwa 450 Kilometern von Lohmar nach Lüneburg wurden dann 2 Ladestopps eingeplant, was mich schon ein wenig verwundert hat. Eigentlich hätte ich mit maximal einem Stopp gerechnet. Ich habe dann noch mit diversen Einstellungen herum gespielt aber tatsächlich meist 2 Stopps dabei ermittelt.

Unser Kia an der Ladestation vom Finca & Bar Celona

Planung weiterer Backup Ladestationen

Bei Fahrten mit dem Elektroauto hatten wir uns vorgenommen, nicht auf einmal nur noch mit 90km/h im Windschatten eines LKWs zu fahren. Wenn das nur unter solchen Bedingungen funktionieren würde, dann hätten wir ein Problem mit der Elektromobilität. Die Reisegeschwindigkeiten sollten also, wie bisher, bei etwa 130 bis 140 km/h liegen.

Zusätzlich zu den vorgeschlagenen Ladepunkte habe ich dann auf der Strecke von Lohmar nach Lüneburg nach alternativen Ladepunkten gesucht. Voraussetzung war, dass diese möglichst an einer Raststätte zu finden sind und mit mindestens 100kWh laden können. Hierbei bin ich dann auf einen kleinen „Geheimtipp“ aufmerksam geworden. Bei Hannover gibt es das Restaurant „Finca & Bar Celona„, welches direkt an der Autobahn liegt. Hier wurden wohl kürzlich 8 Ladesäulen errichtet (4 AC und 4 DC), die aktuell auch noch kostenfrei nutzbar sind.

Diesen Ladestopp habe ich dann im Routenplaner als „Mittagspause“ eingerichtet. Da das Restaurant aber ca. 300 Kilometer von uns entfernt ist, wurde immer noch ein zweiter Ladepunkt eingerichtet.

Anfahrt nach Lüneburg

Nachdem die Planung nun mit dem Routenplaner stand, haben wir die erste längere Fahrt mit unserem Kia mit Spannung erwartet. Bei schönem Wetter zwischen 18 und 20 Grad – also optimaler Bedingungen für die Batterie – haben wir die Urlaubsfahrt mit 100% Akkuladung in Lohmar um 10:15 Uhr gestartet.

Während der Fahrt hat meine Frau dann immer beobachtet, wie sich der Ladestand der Batterie und die Reichweitenanzeige ändert. Wir sind tatsächlich immer mit etwas 130 bis 140 km/h gefahren, wo dies möglich war. Mit Staus hatten wir an dem Tag eigentlich weniger zu tun aber einige Baustellen haben natürlich für einen „optimierten“ Akkuverbrauch gesorgt.

Erster geplanter Ladestopp, der ausgelassen wurde

Als wir dann nach ca. 150 Kilometern in die Nähe des ersten Ladeortes kamen, den uns der Routenplaner vorgeschlagen hatte, haben wir entschieden, dass eine Ladung noch nicht nötig ist und wir eigentlich bis zum geplanten Mittagsstopp kommen sollten. Auf den letzten 20-30 Kilometern vor diesem Ladepunkt habe ich die Geschwindigkeit dann doch ein wenig reduziert und bin eher um die 120 km/h gefahren. Tatsächlich sind wir dann nach ca. 295 Kilometern mit einer Restkapazität von 17% am Zwischenziel angekommen.

Glücklicherweise waren auch 2 von den 4 Schnellladesäulen frei. Im Gespräch mit einem ID.3-Fahrer haben wir dann erfahren, dass im Restaurant am Wochenende immer besonders viel los ist und die Ladeplätze oft auch von Verbrennern belegt werden. Ein wirklich leidiges Übel, mit dem man als Elektroautofahrer tatsächlich immer wieder konfrontiert wird.

Ankunft beim Ladestopp nach ca. 300 Kilometern

Nach knapp einer Stunde hatten wir sehr lecker gegessen und unser Elektroauto war bis zu fast 90% wieder aufgeladen. Das sollte dann locker für die Reststrecke bis zum Hotel in Lüneburg reichen. Wir konnten tatsächlich also die Strecke mit nur einem Ladestopp bewältigen und hatten am Zielort dann noch genug Energie, so dass wir uns auch vor Ort noch mit dem Auto bewegen konnte. Denn nun kam die nächste Herausforderung in einer Gegend, die man natürlich nicht so gut kennt, wie die Umgebung und deren Lademöglichkeiten zu Hause.

Ladesäule nach dem Start der Ladung

Über die entsprechenden Erfahrungen und die Weiterfahrt berichte ich dann in einem der nächsten Artikel. Wenn ihr bis dahin fragen habt, kann ich diese gerne aufgreifen.

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