Warum die ganze Aufregung um Google Street View?

Diese ganze Hysterie um Google Street View in Deutschland kann ich immer noch nicht nachvollziehen. Worüber regt man sich eigentlich genau auf? Schaut man sich die Fernsehberichte in den letzten Tagen an, dann kann man meist nur den Kopf schütteln über soviel Unwissen und Falschdarstellungen.

So scheint es tatsächlich viele Menschen zu geben, die immer noch meinen, dass Live-Bilder in Google Street View zu sehen sind. Dem ist natürlich nicht so. Das Kamera-Auto fährt einmalig durch eine Straße und nimmt entsprechende Bilder auf. Man kann also davon ausgehen, dass ein Bild mindestens ein paar Monate oder sogar schon einige Jahre alt ist.

Auch ein Grund, warum ich auch nicht verstehe, dass man sein Haus evtl. unkenntlich machen möchte. Was kann man denn wirklich mit einer solchen Momentaufnahme machen? Gerne wird hierbei angeführt, dass Einbrecher sich optimal vorbereiten können. In welcher Form denn? Lukrative Gegenden werden potentielle Einbrecher auch schon heute kennen. Dafür werden sie sicherlich nicht Street View nutzen.

Google Streetview-Fahrzeug (Quelle: Google Presseseite)

Google Streetview-Fahrzeug (Quelle: Google Presseseite)

Für potentielle Einbrecher scheint es mir daher doch eher sinnvoll, Twitter zu beobachten und festzustellen, wann sich wieder ein Benutzer in den Urlaub verabschiedet (siehe auch den Bericht Please Rob Me). Auch das veröffentlichen von Bildern über Twitter liefert wahrscheinlich bessere Informationen, als eine völlig veraltete Street View Darstellung.

Wieso beschwert sich eigentlich kein Mensch über die anderen Dienste, mit denen man Häuser und andere Objekte betrachten kann? Die Satellitendarstellung  von Google Maps oder Bing Maps liefern manchmal noch interessantere Informationen, als eine Straßenansicht eines Hauses.

Aus der Vogelperspektive könnte man zum Beispiel nach einem Pool im Garten oder einem privaten Tennisplatz suchen. Street View wird mir da wahrscheinlich nicht viel weiter helfen.

Im Netz werden mittlerweile immer mehr Fotos eingestellt, die mit Geodaten versehen sind. Viele Handybesitzer wissen zum Beispiel nicht, dass bei jedem Foto auch die GPS-Daten gespeichert werden. Öffentlich zugängliche Fotos können dann zum Beispiel auch über Google Maps angezeigt werden.

Auch über die zahlreichen Webcams beschwert sich kaum ein Mensch. Jedenfalls nicht in der Form, wie man dies Momentan von Street View kennt. Dabei liefern Webcams tatsächlich Live-Bilder.

Ich wurde z.B. auch nicht gefragt, ob man mein Haus aus der Luft aufnehmen darf, um damit zum Beispiel die Möglichkeit der Installation einer Solaranlage darzustellen. Trotzdem finde ich gerade einen solchen Dienst, wie er mittlerweile in einigen Regionen angeboten wird, sehr interessant.

Neben Google gibt es auch noch weitere Anbieter, die in der Darstellung von dreidimensionalen Karten eine interessante Geschäftsidee sehen. Vor einiger Zeit hatte ich hier schon mal den Dienst Sightwalk vorgestellt. Sightwalk macht schon seit Monaten genau dass, womit Google jetzt in einigen Großstädten starten will.

Meiner Meinung nach sollte man sich Street View einmal genauer betrachten und sich die Frage stellen, was wirklich so schlimm an der Darstellung des eigenen Hauses im Internet ist. Insbesondere als Mieter sollte ich mir überlegen, ob ich tatsächlich das Haus, in dem ich gerade wohne, unkenntlich machen möchte.

Leider reicht es nämlich aus, wenn sich nur ein Bewohner eines Hauses bei Google meldet. Egal ob die anderen Bewohner oder der Eigentümer nichts dagegen haben. Wenn man irgendwann auszieht, kann man nicht zu Google gehen und den Vorgang wieder rückgängig machen lassen. Ein einmal ausgeblendet Haus bleibt unkenntlich.

Google Maps - Satellitenansicht mit Bildern

Google Maps - Satellitenansicht mit Bildern

Wenn man als Eigentümer sein Haus verkaufen möchte oder neue Mieter sucht, ist man vielleicht ganz glücklich, wenn sich potentielle Käufer oder Mieter das Haus und die Umgebung in Street View anschauen können. Auch wenn diese Infos schon ein wenig veraltet sind.

Nun denn. Wer trotzdem der Meinung ist, dass man sein Haus bei Street View nicht sehen darf, der kann nun bei Google online einen entsprechenden Antrag stellen. Spaßeshalber sollte man sich sein Wohnhaus aber auch mal in der Satellitenansicht von Google Maps ansehen. Diese bleibt auch weiterhin bestehen. Hier wird das Haus nicht unkenntlich gemacht.

Also nicht zu sehr aufregen und sich auch nicht von den vielen unqualifizierten Medienberichten irritieren lassen.

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