Rolladensteuerung mit FHEM – Auswahl der Rolladenantriebe

Immer wieder erreichen mich Mails mit diversen Nachfragen zu meiner Haussteuerung. So bekam ich heute z.B. die Anfrage nach der richtigen Auswahl der Rolladenmotoren bzw. der geeigneten Steuerung durch FHEM. Bevor ich nun dem Adressaten direkt antworte, dachte ich mir, dass ähnliche Fragestellungen auch viele andere Einsteiger in die Heimautomatisierung interessiert. Also habe ich mich entschlossen, meine persönliche Stellungnahme als Blogartikel zu verfassen.

Ausgangsbasis und Fragestellung

Auch bei mir hat der Einstieg in die Haussteuerung mit einer Automatisierung der Rolladen begonnen. Nachdem ich mir zunächst diverse Varianten der grundsätzlichen Haussteuerungssysteme angeschaut habe, bin ich schnell beim offenen System FHEM gelandet. Auch wenn Konfiguration vielleicht ein wenig aufwendiger ist, als mit den Konfigurationstools der professionellen Anbieter, hat die Offenheit und die Flexibilität den Ausschlag gegeben. Mit einer Oberfläche, wie dem FTUI, kann man mittlerweile auch sehr ansehnliche Oberflächen zur Steuerung realisieren und mit Amazon Echo wird auch der Bedarf an einer „tastbaren“ Oberfläche immer geringer.

Wie bei meinem Fragesteller, stellte sich auch bei mir dann die Frage, welche Rolladenmotoren verwendet werden sollten und wie diese mittels Funk angesteuert werden können. Darüber hinaus kam die Frage auf, ob man schon mal mit der Rolladensteuerung starten sollte, auch wenn man sich noch keine konkreten Gedanken zu gesamten Haussteuerung gemacht hat.

Welches Haussteuerungssystem

Auswahl der geeigneten Basis

Die Frage des „richtigen“ Haussteuerungssystems kann ich nicht wirklich objektiv beantworten. Einerseits sind seit meinen ersten Gehversuchen zahlreiche neue Systeme dazu gekommen und andererseits habe ich keine praktischen Erfahrungen zu anderen Systemen als FHEM.

Hat man keine Angst vor etwas Programmiertätigkeiten und einer eher rudimentären Umgebung bei der man immer direkt an der „Basis“ arbeitet kommen auf jeden Fall Systeme wie FHEM oder OpenHab in Frage. Persönlich hatte ich damals den Eindruck, dass der Einstieg in FHEM etwas einfacher ist. Bei beiden Systemen gibt es eine gut funktionierende Community, in der die Systeme ständig weiter entwickelt werden und man immer einen Ansprechpartner für jede Fragestellung findet. Durch die vielen Beispiele kann auch viel mittels „copy/paste“ in die eigenen Systeme integriert werden.

Standard FHEM Oberfläche

Möchte man eine etwas benutzerfreundlichere Bedienung haben, dann sollte man sich Systeme von Anbietern wie innogy, Telekom, Loxone usw. anschauen. Hier ist man aber oft auf eine bestimmte Technologie beschränkt und kann in der Regel nicht so viele unterschiedliche Systeme einbinden, wie das z.B. bei FHEM der Fall ist. Ein Kriterium war für mich auch immer der Kostenfaktor. So halte ich persönlich zum Beispiel gar nichts davon, einen monatlichen Beitrag für die Nutzung von Cloud-Diensten zu zahlen. Bei einigen Anbietern geht es allerdings nicht ohne diesen Service, der natürlich auch deshalb angeboten wird, damit man die Haussteuerung mobil per App vornehmen kann.

Wenn man es auf die Spitze treiben möchte und evtl. Bedenken mit der Funktechnologie hat, der sollte sich KNX anschauen. Ein System, welches aber wohl nur bei einer Komplettrenovierung oder einem Neubau wirklich in Frage kommt. Hier müssen tausende Meter Kabel verlegt werden, damit möglichst flexible Haussteuerungen realisiert werden können. Mit der Funktechnologie kann ich eine Haussteuerung in der Regel wesentlich einfacher erweitern.

Welche Funksysteme sollen eingesetzt werden

Hat man sich dann für ein System entschieden, kommt ggf. noch eine weitere Frage ins Spiel. Welche Geräte bzw. welche Funksysteme sollte ich einsetzen? Je nachdem, für welches Basissystem man sich entschieden hat, wird einem die Antwort auf diese Frage oft schon abgenommen. Je nachdem, wie offen das System ist gibt es aus meiner Sicht eine Grundsatzfrage, die man sich bei der Auswahl des Funksystems stellen sollte.

Benötigt man eine Bestätigungsinfo von dem geschalteten System oder geht an davon aus, dass es „immer“ funktioniert wie es soll. Homematic ist zum Beispiel ein Standard, bei dem ein Schaltbefehl immer quittiert wird. Man kann also immer feststellen, ob der Schaltvorgang tatsächlich durchgeführt wurde oder nicht.

Anders sieht es z.B. bei Somfy aus, um mal wieder zum eigentlichen Thema der Rolladensteuerung zurück zu kommen. Mit dem RTS System, welches aktuell von FHEM unterstützt wird, gibt es keine Rückmeldung. Man „hofft“ also, dass die Rollade auch tatsächlich runter gefahren ist, wenn man den Schaltbefehl gesendet hat. Eine Sicherheit hat man aber nicht.

Z-Wave USB Stick

Theoretisch könnte man auf eine komplette Haussteuerung mit Somfy io-Systemen setzen (TaHoma). Diese bieten eine „Antwortfunktion“. Man ist dann aber ggf. etwas eingeschränkt, wobei Somfy schon viele Szenarien abdeckt.

Andere Funksysteme, die man aktuell im Einsatz findet sind u.a. Z-Wave, ZigBee, EnOcean und DECT. Bei der Auswahl der geeigneten Systeme sollte man auch immer beachten, auf welcher Funkfrequenz die Systeme arbeiten und ob diese Frequenzen grundsätzlich mit den Basissystemen zusammen arbeiten.

Meine Empfehlung zur Rolladensteuerung / Auswahl des geeigneten Funksystems

Kommen wir nun zu meiner persönlichen Entscheidung, wie ich zu meinen Rolladensystemen gekommen bin. Wie gesagt, war das Basissystem mit FHEM bereits festgelegt. Der Start meiner Rolladensteuerung mit FHEM begann vor ein paar Jahren mit der Neuanschaffung unserer Küche. Hier sollten zwei Rolladen elektrifiziert und möglichst über eine Haussteuerung automatisiert geschaltet werden.

Homematic und dessen Vorteile bei der Rolladensteuerung

Ich hatte mich damals für das Homematic-System zur Steuerung entschieden. Hier gibt es entsprechende Rolladenaktoren, die genau für diesen Zweck vorgesehen sind. Ich habe damals aber eine Entscheidung getroffen, die ich nicht unbedingt weiter empfehlen würde. Meine Idee war, dass ich doch eigentlich gar keine fest installierten Schalter mehr benötige, wenn ich die Rolladensteuerung über eine intelligente Smarthome-Lösung realisiere. Außerdem hat mir meine Lösung das zusätzliche Verlegen von Leitungen und dem Ausbohren von Unterputzdosen erspart.

Ich habe die Unterputz Schaltaktoren einfach im Rolladenkasten befestigt und konnte so den Anschluß nutzen, den man zur Elektrifizierung der Rolladenmotoren benötigt. Nachteil der ganzen Thematik ist natürlich die Notwendigkeit, dass ich den Rolladenkasten wieder öffnen muß, wenn ein Schalter mal defekt ist oder nur neu angelernt werden muss.

Rolladenschalter zu manuellen Bedienung

Zur manuellen Ansteuerung der Rolladen habe ich eine Funkfernbedienung von Homematic im Einsatz, mit der auch das Licht in der Küche geschaltet werden kann. In unserem Schlafzimmer, welches kürzlich eine neue Rollade erhalten hat, habe ich dann allerdings einen Schalter zur manuellen Bedienung angebracht. Hier habe ich einen geeigneten „Bausatz“ im Baumarkt gefunden, so dass ich einen Homematic Unterputzaktor im Aufputz installiert habe ;-).

Der Vorteil beim Einsatz von Homematic-Aktoren ist neben der Rückantwort auch die Möglichkeit, quasi jeden beliebigen elektrischen Rolladen anzuschliessen.

Auswahl der Somfy RTS Rolladenmotoren

Als dann dann die Erneuerung unserer Fenster anstand, sollten natürlich auch alle Rolladen gegen motorisierte Varianten ausgetauscht werden. Basis für meine Entscheidung in diesem Fall Somfy Funk-Rolladen einzusetzen war u.a. der geringere Aufwand bei der Verlegung von Stromleitungen. Da ich die Zimmer nicht alle komplett renovieren und Kabelschlitze erstellen wollte, habe ich die geschickteste Variante für die Elektrifizierung der Rolladen gesucht. Meist gab es Steckdosen in der Nähe der Fenster, so dass ich von dort aus die Kabel relativ unsichtbar zu den Rolladen verlegen konnte. Aufputzschalter sollten aber auch dieses Mal nicht verwendet werden. Daher wäre es schon gut, wenn ein Anlernen der Funksteuerung auch ohne Öffnen der Rolladenkästen möglich wäre.

Alle diese Anforderungen führten mich dann zu den Somfy RTS Rolladenmotoren. Hier gab es bereits ein gut funktionierendes Modul in FHEM und der Funksensor ist direkt in den Motoren verbaut. Das Anlernen der Motoren funktioniert über die Stromkabel, die man in bestimmten Zeitintervallen vom Strom trennen bzw. mit Strom versorgen muss. Hierbei sollte man – anders als ich das gemacht habe – aber darauf achten, dass man jeden Rolladenmotor einzeln vom Strom nehmen kann.

Fernbedienung für die Somfy Rolladen

Für die manuelle Steuerung der Rolladen habe ich auch wieder eine Fernbedienung genutzt. Hat man diese einmal an die Rolladen angelernt, kann darüber dann auch das Anlernen mit FHEM erfolgen.

Dass die Rolladen sich nicht nach einem Schaltvorgang zurück melden, hat mich bisher eigentlich nicht gestört. In der Regel funktioniert die Steuerung, so dass die Rolladen immer den Status haben, der zuletzt eingestellt wurde. Lediglich eine Rollade spinnt ab und zu und reagierte nicht immer auf den Befehl. Nach einer Neupositionierung meines Raspi gibt es jetzt aber meist keine Fehlsteuerungen mehr.

Fazit

Bei der Entscheidung zur ursprünglichen Frage, ob man ohne ein Gesamtkonzept schon mit einer Haussteuerung beginnen kann würde ich wie folgt antworten.

Entscheidet man sich für sehr offene Systeme, bei denen unterschiedlichste Funksysteme integriert werden können, lautet die Antwort „ja“. In diesem Fall dürfte man wahrscheinlich kaum auf irgendwelche Probleme stoßen, wenn man das System erweitern will.

Entscheidet man sich jedoch für ein eher geschlossenes System, sollte man vorab genauer überlegen, was man zukünftig alles mit der Haussteuerung automatisieren möchte und ob das System entsprechende Möglichkeiten – sprich Aktoren oder Sensoren – einbinden kann. Die meisten Systeme bieten in der Regel die Möglichkeiten Schalter, Steckdosen und Thermostate zu nutzen. Meist reicht das schon aus. Wenn man aber noch komplexere Systeme realisieren möchte, stößt man hier ggf. an einige Grenzen.

Bei der Auswahl zwischen Homematic und Somfy sollte man sich die Vor- bzw. Nachteile der Systeme, wie oben kurz beschrieben, vor Augen führen. Wenn man vor einer Komplettrenovierung steht, bei der ein Elektriker auch alle Leitungen und neue Unterputzdosen verlegen kann, würde ich wahrscheinlich komplett auf eine Homematic-Lösung setzen.

Magnetischer Fensterkontakt von Homematic

Somfy RTS Rolladenmotoren haben den Vorteil, dass hier Motor und Funksteuerung in einem Gerät zu finden sind und man den Motor quasi nur noch mit Strom versorgen muss. Sollte man evtl. auch auf fest installierte Schalter verzichten, dann sind die Somfy Systeme – trotz ihres fehlenden Rückkanals – eine gute Alternative.

Ich hoffe, dass ich mit meinen – wieder einmal sehr lang gewordenen – Ausführungen ein wenig helfen konnte und ein wenig Licht in das Wirrwarr der Haussteuerungssysteme bringen konnte. Da es hier wahrscheinlich viele unterschiedliche Erfahrungen und auch Meinungen gibt, könnt ihr natürlich gerne die Kommentarfunktion zur Diskussion nutzen.

6 comments

  1. Hallo Herr Allmich,

    ich habe 14 Rollanden Somfy IO also kein RTS, bin auch sehr zufrieden. Dieses war meine erste Berührung mit Hausautomatisierung. Tahoma Zugang habe ich auch klappt prima. Sehen Sie eine Möglichkeit diese mit Homematic oder FHEM zu Steuern. Bin Anfänger ein CCU2 habe ich auch,
    aber noch kein FHEM.

    DANKE
    Wolfgang

  2. Eine Anbindung von Somfy IO and FHEM ist meines Wissens aktuell nicht möglich. Ein Grund warum ich leider auf diese Rolladen verzichtet habe und auch bei unserer demnächst vorhandenen Markisensteuerung auf RTS gegangen bin. Die Tahoma-Umgebung kenne ich leider nicht. Hier wäre die Frage, ob man z.B. über eine „Web-Bedienung“ eine Steuerung hinbekommen könnte. Dies würden z.B. klappen, wenn man mit unterschiedlichen URLs den Status von Geräten abfragen oder steuern könnte (z.b: my-tahoma/rollade1?cmd=hoch“). Dann wäre eine Kommunikation mit FHEM denkbar.

  3. HERZlich DANK,

    für die schnelle Antwort. JA ist schwer mit IO ich habe was im Forum mit Löten gelesen aber
    ich als Anfänger ??. Für mich müsste es einen Somfy CUL Stick geben das, wäre SUPER.
    Aufgeben ist aber auch nicht, kommt ZEIT Kommt RAT !!

    Nochmal DANKE
    Wolfgang

  4. Es ist mit der Tahoma Box nicht möglich, Webcmd’s abzuschicken. Tahoma ist ein geschlossenes System und Somfy tut auch alles, damit es so bleibt. Aus dem Grund wechsele ich aktuell von Somfy zu FHEM. Die IO’s kann ich leider nur mit dem FHEM Modul „Tahoma“ ansteuern.

  5. Hallo Sven,

    hast du einen link wie es mit dem FHEM Modul „Tahoma“ funktioniert und wie ist Deine Erfahrung damit.

    Vielen Dank

    Wolfgang

  6. Hallo,
    die Diskussion hier ist schon etwas älter, ist aber immer noch interessant… Ich bekomme demnächst auch einige neue Rollladen mit Somfy IO und möchte diese gerne auch mit FHEM steuern können. Bei Somfy Tahoma stört mich am meisten die Anbindung über die Cloud, ohne die nix mehr geht, wobei dies wohl die Zukunft (aller) SmartHome-Lösungen sein wird.

    Alternativ zur Tahoma Steuerung bietet sich die VELUX Steuerung KLF-200 für io-Homecontrol an, für die es eine Integration in FHEM existiert, und das alles ohne Hersteller-Cloud.

    Da mir die Vor- und Nachteile der beiden Lösungen noch nicht ganz klar sind, habe ich auch noch keine Entscheidung getroffen. Noch sammle ich Efahrungsberichte :-))

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