Der erste Monat mit Tibber – dynamischer Strompreis und PV-Anlage

Seit Mitte April nutzen wir den dynamischen Strompreis von Tibber*. Im Mai hatten wir also den ersten vollen Monat mit dem neuen Preismodell und daher gibt es heute einen kleinen Rückblick dazu.

Insbesondere möchte ich anhand meiner persönlichen Zahlen darstellen, ob sich ein dynamischer Strompreis in Verbindung mit einer PV-Anlage überhaupt lohnt. Nicht nur ich habe mir diese Frage gestellt, ob man im Sommer nur den Netzstrom zu den teuren Zeiten nutzt. Sind also die teuren Zeiten bei Tibber eventuell beim Strompreis höher, als alternative Anbieter ohne dynamischen Strompreis.

Monatswerte Mai mit Tibber und PV-Anlage

Schauen wir uns zunächst einmal an, wie die jeweiligen Werte im Mai aussehen. Für einen Kostenvergleich hatte ich in einem meiner Monatsberichte bereits erwähnt, welche Preise ich zum Zeitpunkt der Umstellung auf Tibber bei anderen Anbietern hätte bekommen können.

Der gesamte Verbrauch lag im Mai bei 496kWh. Aus dem Netz musste ich 172kWh beziehen. 324kWh konnten also durch die PV-Anlage genutzt werden. Die Monate Mai bis August sind in der Regel die besten PV-Monate. Genau in diesen Monaten stellt sich also die Frage, ob sich ein dynamischer Strompreis lohnt, der eigentlich immer genau dann besonders günstig ist, wenn man auch selbst den eigenen PV-Strom nutzen kann und damit nichts von dem günstigen Strompreis hat. Zu den Werten ist noch anzumerken, dass ich diese aus dem SMA Sunny Portal ermittelt habe. Bei der Abrechnung von Tibber wurden knapp über 171 kWh ermittelt. Die beiden Werte weichen also minimal voneinander ab.

Tibber App – Kostenübersicht
Tibber App – Verbrauchsübersicht

Die Rechnung von Tibber

Damit man auch mal einen Blick auf die einzelnen Rechnungskomponenten bekommt, habe ich nachfolgend die einzelnen Abrechnungsinfos von Tibber kopiert. Wie bereits erwähnt, sind einige Kosten regional unterschiedlich, so dass man nicht alle Werte mit den eigenen Kosten vergleichen kann.

Zunächt gibt es eine Gesamtübersicht der Kosten. Für Mai hat mich der Stromverbrauch von 171kWh also 56,63€ gekostet. Das entspricht einem durchschnittlichen Preis pro kWh von 19,08 ct netto (22,71 ct brutto).

Im nächsten Abschnitt der Rechnung werden die einzelnen Kosten des Strompreises dargestellt. Dieser besteht ja nicht nur aus dem Börsenpreis sondern noch Steuern und anderen Umlagen. Bei mir besteht der kWh-Preis im Schnitt aus 9,46 ct/kWh Börsenpreis und 9,62 ct Steuern und Abgaben.

Schließlich wird noch dargestellt, wie sich die Grundgebühren zusammen setzen. Also die Gebühren, die unabhängig vom Verbrauch jeden Monat gezahlt werden müssen. Bei mir betragen diese 14,94€ netto bzw. 17,78€ brutto.

Vergleich meiner Stromkosten bei Tibber mit den günstigsten Kosten alternativer Stromanbieter

In meinem ersten Beitrag zu Tibber hatte ich bereits die Vergleichspreise ermittelt, die ich zum Wechselzeitpunkt bekommen konnte. Der günstigste Strompreis lag bei 25,93 ct/kWh und der günstigste reine Ökostrompreis bei 27,33 ct/kWh. Zusätzlich habe ich jetzt nochmals die aktuellen Preise ermittelt, da ich bei Tibber innerhalb von 2 Wochen kündigen könnte. In der nachfolgenden Tabelle habe ich die entsprechenden Preise gegenüber gestellt:

Strompreisvergleich für Mai 2023 für 171,06kWhct/kwhGrundgebührStromkostenGesamtkostenPreis pro kWh
Tibber22,7117,78€38,85€56,63€0,33€
Strompreis zum Wechseltermin25,9318,71€44,36€63,07€0,45€
Ökostrompreis zum Wechseltermin27,3319,40€46,75€66,15€0,39€
Akt. Strompreis23,4015,63€40,03€55,66€0,33€
Akt. Ökostrompreis23,4015,63€40,03€55,66€0,33€
Vergleich der Stromkosten bei Tibber zu den günstigsten Alternativ-Strompreisen (alles Bruttowerte)

Für den Mai gilt damit, dass ich bei Tibber den günstigsten Tarif hatte. Mittlerweile gibt es allerdings auch einen Ökostromanbieter, mit dem ich die gleichen Kosten gehabt hätte. Nun kommt es darauf an, wie sich die Strompreise kurzfristig entwickeln werden. Heute habe ich erst einen Artikel gelesen, in dem über aktuell wieder stark steigende Strom- und Gaspreise berichtet wurde. Interessant werden dann natürlich auch die Wintermonate.

Börsenstrompreis vs. Strompreis inkl. Gebühren

Wenn von dynamischen Strompreisen gesprochen wird, muß man natürlich auch immer berücksichtigen, dass neben dem eigentlichen Börsenstrompreis auch nioch zusätzliche Gebühren und Mehrwertsteuer zu bezahlen sind und Tibber* möchte natürlich auch noch etwas verdienen.

Die Gebühren sind regional durchaus sehr unterschiedlich, so dass die folgenden Darstellungen Werte aus dem Köln/Bonner Raum darstellen. Ich habe mal zwei Tage heraus gesucht, bei denen der Börsenstrompreis 0cent bzw. -4cent betrug. Es gibt also tatsächlich Tage, an denen man zu gewissen Zeiten theoretisch Geld bekommt, wenn man Strom verbraucht. Leider funktioniert dies nicht mit den fälligen Gebühren.

Zunächst der Vergleich bei 0cent ohne und mit Gebühren:

In der oberen Grafik lag der Börsenpreis um 14:00 Uhr bei 0 cent. Inklusive Gebühren und Steuern musste ich dann 11 cent für die kWh zahlen.

Die Gegenüberstellung bei einem negativen Börsenpreis sieht wie folgt aus:

Liegt der Börsenstrompreis im negativen Bereich muß ich quasi immer 11 cent pro kWh zusätzlich zu dem Börsenpreis zahlen. Der Börsenpreis müsste also unter -11 cent liegen, wenn ich auch Geld mit meinem Stromverbrauch verdienen möchte ;-). So niedrige Preise habe ich bisher aber nicht erlebt.

Betrachtung einzelner Tage hinsichtlich Stromverbrauch und stündlicher Strompreise

Da ich alle Daten mit meiner Haussteuerung mitlogge, habe ich mal ein paar einfache Grafiken mit Grafana erstellt, die den Verlauf des Strompreises, den gesamten Vebrauch sowie den PV-Ertrag darstellen. Überall dort, wo die gelbe Linie des PV-Ertrags über der roten Linie liegt, gibt es quasi keinen Netzbezug. Die ersten beiden Tagesübersichten zeigen Tage mit relativ günstigen Durchschnittspreisen. Bei der dritten Grafik ist der Durchschnittspreis an diesem Tag etwas höher gewesen.

Stromverbrauch, Strompreis und PV-Ertrag am 7. Mai
Stromverbrauch, Strompreis und PV-Ertrag am 21.Mai
Stromverbrauch, Strompreis und PV-Ertrag am 11. Mai

Grundsätzlich erkennt man schon sehr gut, dass die Preise in der Tat dann besonders günstig sind, wenn die PV-Anlage auch ausreichend Strom erzeugt, so dass in der Regel kein oder nur wenig Netzbezug stattfindet. Man sieht aber auch, dass die Preise eher selten oberhalb von 28 cent lagen und damit in der Regel die meiste Zeit unterhalb der Preise aktueller Wettbewerber liegen.

Ich werde die nächsten Monate weiter beobachten und die Preise vergleichen. Sobald es hierzu nochmal ein paar interessante Daten gibt, werde ich wieder darüber berichten. Darüber hinaus habe ich erste Funktionen in meiner Haussteuerung programmiert, die dafür sorgen, dass beispielsweise die Spülmaschine zur günstigsten Zeit läuft, falls sie einmal nicht am Tag mit Sonnenenergie betrieben werden kann. Auch darüber werde ich nochmal einen Artikel erstellen.

*Empfehlungslinks, falls ihr zu Tibber wechseln wollt

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