Erster Eindruck und Inbetriebnahme der Ecoflow Powerstation

Vor einiger Zeit hatte ich davon berichtet, dass ich nun doch auch einmal einen Speicher für meine Solaranlage testen möchte. Bisher hatte ich mich aus wirtschaftlichen Gründen gegen den Einsatz eines Stromspeichers entschieden. Entsprechende Gedanken zur Wirtschaftlichkeit dieser Speicher in Verbindung mit einer Solaranlage hatte ich auch schon das ein oder andere mal zum Besten gegeben.

Im Prinzip habe ich mir den Speicher nun in erster Linie besorgt, um meine Annahmen zur Wirtschaftliichkeit in der Praxis verifizieren zu können. Was nämlich häufig beim Einsatz von Stromspeichern vergessen wird, sind die vielen Einschränkungen, die man zunächst nicht im Blick hat oder ggf. sogar zu Fehlentscheidungen führen.

Einer der kritischsten Punkte sind sicherlich die ganzen Verluste. Optimalerweise wird ein Speicher über Gleichstrom (DC) mit der PV verbunden. Da fallen dann die Umwandlungsverluste von der PV ind den Stromspeicher quasi weg. Ein AC angeschlossener Speicher, wie dies im Extremfall auch mit der Powerstation der Fall ist, hat deutlich höhere Umwandlungsverluste.

Ecoflow Delta 2 – Frontansicht
Ecoflow Delta 2 – Rückansicht

Dies sind alles Punkte, die die WIrtschaftlichkeit eines Stromspeichers beeinflussen. Für die Gesamtbetrachtung ist dann zu prüfen, welche Einspeisevergütung einem verloren geht und was man im Gegenzug tatsächlich an Stromkosten gespart hat, wenn man den entsprechenden Netzbezug mittels Speichernutzung vermeidet.

Dies sind alles Punkte, die ich demnächst mit meiner Ecoflow Delta 2 testen möchte. Natürlich kann man eine Powerstation nicht 1:1 mit einem üblichen PV-Stromspeicher vergleichen. Auch die Größe mit einer Kapazität von ca. 1kWh ist sicherlich nicht optimal. Mir geht es aber in erster Linie um ein paar erste Praxiserfahrungen, die sicherlich sehr ähnlich zu normalen Stromspeichern sind.

Meine Konfigurationen für die diversen Einsätze einer Powerstation

Wie bereits erwähnt habe ich mir die Ecoflow Delta 2 angeschafft. Da ich mir die Powerstation, dank eurer Unterstützung, mittels der Bonuspunkte im Tibbershop beschafft habe, musste ich auf die dort verfügbaren Geräte zurück greifen. Es gibt aktuell zwar noch die Delta Max von Ecoflow, die etwas mehr Kapazität hat aber leider auch eine veraltete Speichertechnologie. Die Delta 2 mit ihrem LifePO4 Akku soll ca. 3.000 Vollzyklen schaffen und dann noch mindestens 80% ihrer ursprünglichen Kapazität haben.

Vorweg möchte ich erwähnen, dass ich die Powerstation grundsätzlich ohne direkten Anschluß von Solarmodulen nutzen werde. Ich baue mir also nicht zusätzlich ein Balkonkraftwerk, sondern möchte die Powerstation quasi als Speicher in meine bestehende PV-Anlage integrieren.

Nutzung der Powerstation als mobile Batterie

Der einfachste Anwendungsfall ist die Nutzung der Powerstation als reine Batteriequelle. Also in meinem Fall über das Netz aufladen und dann elektronische Geräte direkt an die Batterie anschließen, um diese mit Strom bzw. Notstrom versorgen zu können. Beim Beladen werde ich natürllich in erster Linie meinen PV-Überschuß nutzen oder ggf. auf günstige Strompreise zurück greifen. In ersten Tests habe ich aktuell den Speicher tagsüber aufgeladen und dann am Abend unseren Fernseher angeschlossen, der auch am meisten Strom am Abend verbraucht. Weitere Tests habe ich aktuell im Arbeitszimmer gemacht und sämtliche Geräte (diverse Bridges) der Hausssteuerung sowie das NAS-Laufwerk angeschlossen. Hier habe ich allerdings noch eine kleine USV im Einsatz, da ich mir nicht sicher bin, ob die 30ms der Delta 2 zur Notstromumschaltung tatsächlich schnell genug sind.

Ecoflow Delta 2

Die Delta 2 schleust den Netzstrom grundsätzlich durch direkt durch die Powerstation, wenn diese mit dem Netz verbunden ist. Erste Test haben aber gezeigt, dass hierbei immer auch der Speicher aufgeladen wird. Bisher habe ich noch nicht herausfgefunden, ob man das eigentliche Laden in dieser Konfiguration verhindern kann. Denn das würde ich eigentlich nur machen wollen, wenn ausreichend Solarstrom verfügbar ist.

Einsatz der Powerstation mittels Netzvorrangschaltung

Es gibt in dieser Konstellation einen Weg außerhalb der Powerstation. Hierzu habe ich mir noch eine Umschaltstation gekauft, mit der eine Netzvorrangschaltung realisiert werden kann. Diese Box verfügt über zwei Eingänge und einen Ausgang. Ein Eingang kann als priorisierter Eingang genutzt werden. Über die Eingänge wird dann einmal direkt ein Netzzugang angeschlossen und im anderen Fall der Ausgang der Batterie. Fällt einer der Eingänge aus, wird immer direkt auf den anderen Eingang umgeschaltet. Wird also die Batterie leer, dann wird auf Netz umgeschaltet oder wenn das Netz nicht verfügbar ist, dann wir auf die Batterie umgeschaltet.

Umschaltstation für Netzvorrangschaltung

Damit kann ich also den Netzzugang beispielsweise über eine schaltbare Steckdose immer dann entfernen, wenn nicht ausreichend Solarstrom vorhanden ist. Dann wird auf den Akku gewechselt. Ist wieder genug Solarstrom vorhanden können die Geräte damit versorgt und die Batterie aufgeladen werden. Über die Haussteuerung muß ich dann nur sicherstellen, dass der Netzzugang frei geschaltet wird, wenn die Batterie leer ist.

Stromeinspeisung ins Hausnetz mittels Ecoflow Powerstream

Der einfachste Anwendungsfall ist die Einspeisung des Batteriestroms in das Hausnetz. Mit dem Powerstream von Ecoflow, der in erster Linie für die Balkonkraftwerke gedacht ist, kann dies sehr einfach umgesetzt werden. Daher habe ich mir auch den Powerstream angeschafft, wobei ich neulich eine sehr günstige Aktion dafür nutzen konnte.

In meinem Fall wird nun der Akku mit dem Wechselrichter verbunden und dieser dann für die Einspeisung mit einer Haushaltssteckdose verbunden. Über eine andere Steckdose wird der AC-Ladeeingang der Powerstation verbunden. Mittels Automatisierungsfunktionen in der Ecoflow App wird dann sicher gestellt, dass der Akku tagsüber mit PV-Strom geladen wird und nachts soviel vom Akku ins Haus fließt, dass der niedrigste Grundbedarf damit gedeckt ist.

Ecoflow Powerstream

Die Ladesteuerung habe ich zusätzlich über eine schaltbare Fritz!-Steckdose realisiert. Diese habe ich in den Sunny Homemanager von SMA integriert und damit wird die Steckdosen immer dann geschaltet, wenn ausreichend PV Strom vorhanden ist.

Zurzeit warte ich noch auf den Developer Zugang von Ecoflow, mit dem ich dann die Funktionen der Powerstation sowie des Powerstream direkt über meine Haussteuerung mittel MQTT realisieren kann. Aktuell muß ich noch mit festen Werten für das Laden und Entladen des Akkus arbeiten. Zukünftig soll dass dann möglichst dynamisch gesteuert werden.

Test der verschiedenen Anwendungsszenarien und Wirtschaftlichkeitsbetrachtung der Powerstation

Da die Powerstation erst in dieser Woche bei mir eingetroffen ist, bin ich gerade dabei, die Geräte sowie deren Einstellungsoptionen kennen zu lernen. Hier teste ich beispielsweise gerade die optimalen Automatisierungsroutinen, die von Ecoflow bereit gestellt werden. Hierbei habe ich schon seltsame Erfahrungen gesammelt, bei denen ich nicht weiß, ob es sich um Handhabungsfehler oder Bugs handelt.

Geplant sind dann beispielsweise Tests, um die Wirkungsgrade in den diversen Einsatzzwecken zu ermitteln. So habe ich beispielsweise heute festgestellt, dass für das Anwendungsszenaro „Einspeisung“ eine Aufladung von 8% auf 100% etwa 1.200 Wh benötigt wurden. Hier wird der Wechselrichter sicherlich im Standby auch ein wenig Strom gebraucht haben. Aber das sind genau die Verluste, die man immer im Auge haben sollte. Der Verlust für die Aufladung des Speicher mit ca. 940Wh lag also bei ca. 28%.

Ecoflow App – Akku
Ecoflow App – Powerstream
Ecoflow App – Raumdarstellung

Genau diese Verluste sind es auch, die man berücksichtigen muß, wenn man seinen Speicher mit vermeintlich günstigen dynamischen Strompreisen aufladen möchte. Beim Entladen treten dann noch weitere Verluste auf, so dass sich eine Aufladung mit Netzsttrom nur lohnt, wenn zwischen günstigstem und teuerstem Strompreis um die 40% Differenz liegen.

Natürlich werde ich die einzelnen Szenarien, wie oben beschrieben testen und die Vor- und Nachteile der jeweiligen Methoden ermitteln. Die Integration in meine Haussteuerung dürfte ein recht umfangreiches Unterfangen werden, bei dem ich sicherlich auch wieder diverse Routinen zur optimalen Steuerung entwickeln werde.

Es gibt also genug Input für meine nächsten Blogbeiträge. Nun muß ich nur noch die Zeit für all die Tests und entsprechende Beschreibungen finden ;-). Wenn ihr weitere Anregungen für entsprechende Tests habt oder euch Anwendungsfälle interessieren, die ich ggf. in der Praxis testen kann, dann kommentiert diese gerne unter diesem Beitrag.

4 comments

  1. Hallo,
    auch ich halte einen PV-Batteriespeicher für unwirtschaftlich. Zumindest bei den aktuellen Preisen der Geräte und ggf. sogar Anschlusskosten bei DC-Anschluss.
    Ich bin daher sehr gespannt auf deine Erfahrungen und Berechnungen insbesondere für den Fall: Stromeinspeisung ins Hausnetz. Wenn ich das so schon mal richtig gelesen habe, brauchst du neben dem Akku ja noch den Powerstream (ca.160 €) und mindestens eine Shelly/Fritz-Steckdose und dann sogar noch die Umschaltstation für Netzvorrangschaltung (ca. 80 €) um das PV-Überschussladen zu gewährleisten ?

    Vielleicht könntest du da nochmals etwas genauer werden und bei der WU dann auch eine „Skalierung“ zulassen im Sinne: Wenn der Akku 2 kW oder 4 kW oder sogar 6 kW hätte. Dann könnten wir auch so Modelle wie Pylontech US3000/5000 etc als interessierte Leser deines Blogs selber adaptieren.

    Bin also sehr gespannt auf deine Ergebnisse und wüsche dir nun auch erstmal viel Spass beim „Basteln“ und Testen. Das ist ja ein Faktor, den ja dann neben der WU zwar nicht monetär aber dennoch ein Faktor ist.
    Viel Erfolg und ich (wir) sind gespannt.

  2. Hallo Jörg, ich versuche für die Rentabilität eines Speichers gerade eine individuelle Berechnung zu erhalten. Über das PV-Tool vom Akkudoktor kann man das sehr genau berechnen was zu einem passt – sogar mit individuellen Lastprofil wenn einem gelingt das so anzugeben. Mir fehlt hier gerade nur das Wissen um die Daten aus Tibber in eine Csv zu übertragen.

  3. Hallo Stefan, deine Fragestellung zur NUtzung der Tibberdaten, um diese in csv zu wandeln, habe ich gerade kommentiert.

    Darüber hinaus kann ich Erfolg melden, beim Zugriff auf die offizielle API von Ecoflow. Seit heute habe ich Zugriff auf alle Daten der Delta2 und des Powerstream. Ich muss nur noch die Zeit finden, dass in einen Beitrag zu packen. Interessant war, dass ich im Netz ausschließlich Infos gefunden habe, wie man inoffiziell an die Authorisierungsdaten für MQTT kommt. Dabei gibt es einen ganz offiziellen Weg (wahrscheinlich noch nich so lange). Heute werde ich dann mal testen, ob ich die Einspeisung in Abhängigkeit vom Verbrauch dynamisch steuern kann.

  4. Hi Jürgen!
    auch ich habe eine SMA-Anlage, allerdings mit einem 13,5 kWh-Speicher.
    Da dieser wegen der Notstromfunktion nur bis auf SOC 30% entladen wird, reicht er im Winter häufig nicht um die hohen dynamischen Preise morgens gegen 8 Uhr zu überbrücken.
    Das könnte aber erreicht werden, wenn ich frühmorgens, wenn der Strom billig ist, den Speicher trenne und in dieser Zeit billigen Strom aus dem Netz beziehe.
    Am 15. 12. 23 z.B. kostete der Strom morgens zwischen 2 und 4 Uhr weniger als 23 Cent, von 8 bis 9 Uhr jedoch 28 Cent.
    Siehst Du eine Möglichkeit so etwas zu realisieren?

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