Wie wahrscheinlich viele Besitzer einer Gasheizung machen auch wir uns aktuell Gedanken darüber, wie man seinen Gasbezug minimieren oder völlig ohne Gas auskommen kann. Unser Entschluß steht eigentlich schon ziemlich fest, den Wechsel von einer Gasheizung hin zu einer Wärmepumpe vorzunehmen. Bei einem solchen Projekt gibt es jede Menge Dinge, die man berücksichtigen und planen muß, daher würde ich unseren Weg zur Wärmepumpe von Anfang auf meinem Blog dokumentieren.
Da unsere Entscheidung natürlich auch von wirtschaftlichen Betrachtungen geprägt ist, kann es sein, dass wir das Ziel nicht zeitnah umsetzen können. Wir haben die Besonderheit, dass unsere Gasheizung erst vor etwa 4 Jahren erneuert wurde. Auch wenn wir bereit sind, einen gewissen Aufpreis zu zahlen, um vom Gas wegzukommen, sollte das Projekt auch wirtschaftlich im Rahmen bleiben.
Seit gespannt, wie sich das Projekt entwickelt und gerne könnte ihr die Kommentarfunktion nutzen, um entweder Fragen zu stellen oder eventuell sogar eure Erfahrungen mitzuteilen.
Motivation und Ausgangspunkt
Ausschlaggebend für das Projekt „Wärmepumpe“ sind die aktuell gestiegenen Gaspreise sowie der Wunsch, wenigstens einen kleinen Beitrag zu leisten, um vom Gas unabhängiger zu werden. Wir haben erst im September 2021 den Gasanbieter gewechselt und dabei einen relativ günstigen Preis für ein 1 Jahr absichern können. Nachdem ich nun auf den Vergleichsportalen mal geschaut habe, welche Preise für Neukunden angeboten werden, habe ich nicht schlecht gestaunt. Aktuell müsste ich mit dem dreifachen Preis rechnen. Als Bestandskunde habe ich zwar die Hoffnung, dass die Steigerung nicht so extrem sein wird aber mit einer Verdopplung kann ich wohl rechnen.
Wie schon erwähnt haben wir eine relativ neue Gasheizung von Buderus. Eigentlich wäre der nächste Wechsel wohl eher in 15 Jahren wieder fällig geworden. Bei der Berechnung der Wirtschaftlichkeit würde ich die Kosten der aktuellen Anlage nicht mit berücksichtigen. Idealerweise wird die Wärmepumpe durch die wegfallenden Gasbezugskosten in den nächsten 15 Jahren finanziert. Allerdings würde ich hier auch einen gewissen Aufpreis zahlen, wenn ich dadurch komplett vom Gas wegkomme.
In unserem Haus haben wir zwei Heizkreise installiert und auch das Warmwasser wird über die Heizung versorgt. Bis auf eine Wandheizung im Dachgeschoß und eine Wandheizung im Keller bzw. im offenen Treppenhaus haben wir in allen Räumen eine Fußbodenheizung. Also grundsätzlich eine gute Voraussetzung für eine Wärmepumpe, die ja mit möglichst geringen Vorlauftemperaturen arbeiten sollte bzw. nur dann entsprechend effizient arbeitet.
Die nächsten Schritte bei der Planung einer Wärmepumpe
Arten von Wärmepumpen
Zunächst einmal bin ich gerade dabei, mich mit der Funktionalität einer Wärmepumpe näher zu beschäftigen. Hier stellt sich ja unter anderem die Frage, welchen Typ von Wärmepumpe man einsetzen möchte. Eine Wärmepumpe funktioniert vereinfacht gesagt, wie ein Kühlschrank nur umgekehrt. Mittels Temperaturunterschied wird über einen Kompressor ein Kältemittel erwärmt und die erzeugte Wärme über die Heizung abgegeben.
Die effektivste aber auch teuerste Variante wäre ein Sole-Wasser Wärmepumpe (Erd-Wärmepumpe). Hierbei wird entweder ein tiefes Loch gebohrt, in das Erdsonden versenkt werden oder Erdkollektoren werden über eine größere Fläche oberflächennah verteilt. In beiden Fällen sind massive Erdarbeiten notwendig.
Eine zweite Variante, die auch eine größere Baustelle nach sich zieht ist die Wasser-Wasser Wärmepumpe. Hierbei wird das Grundwasser bzw. dessen Temperatur genutzt.
Schließlich kann eine Luft-Wasser Wärmepumpe eingesetzt werden. Diese gibt es als einzelne Geräte oder als sogenannte Split-Geräte. Hierbei wird ein Gerät im Außenbereich installiert und ein weiteres Gerät im Innenbereich. Diese Art der Wärmepumpe nutzt die Außentemperatur und da diese immer sehr unterschiedlich ist, ist auch die Effizienz der Wärmepumpe etwas schlechter, als in den anderen Varianten. Dafür ist diese Variante in der Regel die kostengünstigere und auch der Aufbau ist mit deutlich weniger Aufwand verbunden.
Auswahl des Wärmepumpentyps
Für uns kommt daher in erster Linie die Luft-Wasser Wärmepumpe in Frage. Als nächstes werde ich mich nochmals näher mit dem Thema „Effizienz“ und Auslegung von Wärmepumpen beschäftigen. Begriffe wie COP (Coefficient of Performance) oder JAZ (Jahresarbeitszahl) sind hier wichtige Kennzahlen. Auch der Temperaturbereich, in dem Wärmepumpen optimal arbeiten sollte man betrachten. Eine Luft-Wasser Wärmepumpe liebt eher etwas höhere Temperaturen. Denn sie arbeiten dann effizient, wenn die Temperatur nicht zu hoch angehoben wird. Gegenden in denen im Winter regelmäßig über einen längeren Zeitraum unter -10 Grad herrschen sind nicht optimal für den Einsatz von Wärmepumpen. Nicht vergessen sollte man auch die Geräuschkulisse und damit den Standort der Geräte.
Nächste Schritte
Da die Wärmepumpe möglichst optimal mit unserer PV-Anlage zusammen arbeiten sollte, werde ich natürlich auch prüfen, welche Integrationsmöglichkeiten es hier gibt und ob ich die Wärmepumpe auch in meine FHEM-Haussteuerung integrieren kann.
Mit diesen Informationen würde ich dann im nächsten Schritt ein Angebot von unserem Heizungsinstallateur einholen. Ich versuche immer ein gewisses Grundwissen zu bekommen, um dann die Angebote auch bewerten zu können.
Schließlich kommt dann der wichtigste Schritt der Wirtschaftlichkeitsberechnung. Aktuell gehe ich davon aus, dass ich im August/September eine Preisanpassung von unserem Versorger bekommen werde. Dann wird sich heraus stellen, wie hoch uns Gaspreis dann steigen wird. Hierzu habe ich auch einen guten Artikel gefunden, der recht einfach erklärt, wie sich der Gaspreis zusammen setzt und welche Gründe es für die Preissteigerungen gibt.
Sobald dann eine Entscheidung für die Wärmepumpe gefallen ist, muß ich mich natürlich auch um das Thema „Förderung“ kümmern. Aktuell werden wohl bis zu 45% der Kosten erstattet und sollte natürlich in die Berechnung der Wirtschaftlichkeit einfließen.
Über alle diese Schritte und auch weitere Infos zu meinen Erkenntnissen in Bezug auf Wärmepumpen, werde ich auf meinem Blog in unregelmäßigen Abständen berichten. Gerne nehme ich hierbei auch Fragen von eurer Seite auf oder ihr habt vielleicht Anregungen für das Projekt „Wärmepumpe“.
Hallo Jürgen,
sehr interessantes Projekt; ich bin momentan auch in der Planung meine alte Gastherme auszutauschen. Voraussetzungen sind nicht so ganz optimal, Altbau mit dicken Wänden und Heizkörper. Vorgestellt habe ich mir eine Hybridheizung, die Grundlast über eine Luft Wasser Wärmepumpe und eine Brennwert Gastherme für Spitzenlast. Das Angebot vom Heizungsbauer sieht eine Weishaupt Anlage vor . Der Heizungsbauer meint ohne Pufferspeicher auszukommen. Kann das funktionieren?
Meine PV Anlage 7,9 KWp aus 2008 hat noch eine rentable Förderung bis 2028 und soll dann für die Wärmepumpe verwendet werden. Eine intelligente Steuerung über FHEM wäre wünschenswert. Allerdings befürchte ich dass ich die Heizungsbauer damit überfordere. Daher werde ich Dein Projekt interessiert verfolgen
VG Rainer
Vielen Dank für den Kommentar. Eine Hybridheizung könnte durchaus eine Lösung für einen Altbau sein. Soweit ich mich im Moment schlau machen konnte, ist die Heizlast wohl das wesentliche Kriterium für die Auslegung einer Anlage. Außerdem ist die Frage, mit welchen Minusgraden über welche Dauer man rechnet. Bei diesen Temperaturen und einer eventuell sehr hohen Vorlauftemperatur (> 50Grad) wird die Wärmepumpe sehr ineffizient. Beim Pufferspeicher gibt es wohl diverse Ansichten. Der Pufferspeicher soll verhindern, dass die Anlage bei niedriger Last immer wieder ausschaltet (taktet). Eventuell wird bei dir eine minimale Last angenommen auf Grund der höheren Vorlauftemperaturen angenommen, die über einen großen Teil des Jahres nicht zur Taktung führt. Daher könnte ich mir vorstellen, dass ein Pufferspeicher nicht benötigt wird.
Bei der Ansteuerung der Wärmepumpe sollte man aus meiner Sicht darauf achten, dass diese wenigsten SG-Ready ist. Dann hat man immer eine Möglichkeit, die Pumpe ein wenig über externe Steuerungen zu schalten. Da ich eine SMA Anlage habe, präferiere ich gerade eine Vaillant-Anlage. Die wäre mit meiner PV kompatibel. Allerdings habe ich gerade ein Buderus im Einsatz und wenn die neue Heizung auch eine Buderus wird, dann könnte man evtl. einige Teile übernehmen.
Aktuell mache ich mich insgesamt noch ein wenig schlau und entdecke immer wieder neue Hinweise, auf die man achten muß (Lautstärke, Aufstellungsort, Zeitdauer für Warmwasseraufheizung, …).