Bald ein Jahr warten wir bereits auf unser neues Elektroauto, einen Kia EV6 AWD GT Line. Nun soll er in den nächsten Wochen zugelassen werden und wir werden uns von unserem geliebten Kia e-Niro verabschieden. Ursprünglich hatten wir gehofft, dass wir bereits mit dem EV6 in unseren Golfurlaub in Österreich fahren können. Daraus ist nun leider nichts geworden, so dass der e-Niro ein letztes Mal für eine Langstrecke genutzt wird.
Nun hatte ich die Idee, dass ich einen kleinen Vergleichsbericht erstellen kann. Bei Urlaubsfahrten in den Süden machen wir meist bei meinem Bruder in München einen Zwischenstopp. Da wir diese Strecke also häufiger fahren, wäre ein Vergleich der beiden Elektroautos auf dieser Strecke sicherlich sehr interessant gewesen. Nun hatte es sich aber ergeben, dass wir nicht in München den Zwischenstopp einlegen, sondern uns bei Bekannten im Allgäu treffen und dort eine gemeinsame Golfrunde spielen.
Die Anreise war dann aber auch am Freitag vor dem Pfingstwochenende. Keine besonders gute Idee, da die ersten 300km sich sehr zäh gestaltet haben und wir nur mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit von etwa 75km/h voran gekommen sind.
Trotzdem ist es vielleicht nochmal ganz interessant, wie sich der Kia e-Niro auf einer Strecke von Lohmar nach Zell am See verhält und wie unsere Ladeerfahrungen dabei waren.
Ladeplanung mit A Better Route Planner
Bekanntermaßen hat Kia (bisher) keine eigene Routenplanung mit der Integration von Ladestopps. Nach drei Jahren Erfahrung benötige ich diese eigentlich auch nicht mehr zwingend, da die Filtermöglichkeiten im Navi mittlerweile recht gut sind und man auf Langstrecke innerhalb Deutschland eigentlich immer ausreichend Lademöglichkeiten hat. Trotzdem nutze ich A Better Route Planner über ein OBD Dongle fast auf jeder Fahrt, damit er meinen tatsächlichen Verbrauch analysieren kann. Die Anzeige des SoCs an den ausgewählten Zielen passt mittlerweile ganz gut und ist eine schöne Hilfestellung, um die Entfernung für den nächsten Ladestopp während der Fahrt zu kalkulieren.
Etwas nachteilig waren die bsiherigen Wintertemperaturen, die den Durchschnittsvebrauch doch ein wenig nach oben getrieben haben, so dass zu Beginn der Fahrt meist etwas weniger SoC am Ziel von ABRP angezeigt wird, als man tatsächlich benötigt. Da ich nicht die Premium Version nutze, wird auch die Zeit für die Strecke viel zu optimistisch berechnet. Für die Kalkulation der Urlaubsstrecke habe ich daher folgende Werte genutzt:
- Referenzverbrauch bei 110km/h: 165 Wh/km
- Anzahl Ladestopps: Mittlerer Auswahlwert
- Batterie, SOC bei Ankunft und bei Ladesäulen: 10%
- Maximaler SoC beim Laden: 72% (spätestens dann lädt der e-Niro deutlich langsamer)
- Referenzgeschwindigkeit: 85% (damit die Zeit etwas besser kalkuliert wird)
- Maximale Geschwindigkeit: 125km/h (entspricht 130km/h laut Tacho)
In den beiden Grafiken ist dann einmal die Streckenplanung mit ABRP und als Alternative mit Google Maps zu sehen.
Die Routenplanung von ABRP hatte zwei Ladestopps vorgesehen. Gefahren sind wir dann aber die alternative Strecke über Würzburg. Hier hatten wir die Hoffnung, dass diese bei den ganzen Staus besser befahrbar ist. Für diese Strecke hätte ABRP dann aber drei Ladestopps eingeplant. Zu erwähnen ist noch, dass ich als Ladesäulen nur Ionity-Säulen ausgewählt hatte, so dass die Planung auch immer von den Verfügbarkeiten dieser Säulen auf der Strecke abhängig ist. Interessant ist, dass Google meist eine Zeit kalkuliert, die einerseits in der Praxis meist unterboten werden kann aber oft auch genau so lange dauert, wie die Berechnung von ABRP mit Ladestopps.
Den Kia für einen Golfurlaub beladen
Wenn wir mit dem Auto in Golfurlaub fahren, dann nehmen wir im Prinzip alles mit, was man für alle Situationen benötigt. Platz genug ist ja in der Regel. Nachfolgend habe ich mal ein paar ein Bilder zusammen gestellt, die zeigen, wie wir alle mögliche Stauräume des Kia e-Niro nutzen.
Neben dem eigentlichen Golfgepäck kommen auch unsere elektrischen Trolleys mit. Da wir in einer Ferienwohnung untergebracht sind, kommen natürlich auch ein paar Dinge für das Frühstück mit.
Die Anfahrt in den Allgäu mit den Pfingststaus
Wie schon erwähnt haben wir die Anfahrt in den Allgäu als Zwischenstation für das finale Ziel, Zell am See, am Freitag vor Pfingsten gestartet. Auf den ersten 300km hatten wir dabei auch mit ziemlichen Staus zu kämpfen. Dabei haben wir natürlich einige Zeit verloren, allerdings hat uns das langsame Tempo auch einen Ladestopp erspart. Wie oben bereits erwähnt, sind wir die Strecke A3 und A7 gefahren.
Auf dieser Strecke wäre der erste Stopp – von ABRP – nach etwa 181km an der Raststätte Weiskirchen Süd vorgesehen. Von 44% sollten wir hier auf 59% aufladen. Diesen Stopp haben wir ausfallen lassen, da wir zu diesem Zeitpunkt noch ausreichend Akkukapazität bis zum nächsten geplanten Stopp hatten. An der Raststätte Ohrenbach West haben wir dann die Ladepause auch für einen kleinen Snack genutzt.
Nachdem wir also etwa 320km hinter uns gelassen hatten, habe ich tatsächlich überlegt, ob wir überhaupt noch einen Ladestopp benötigen. Dies hätte aber wohl nur funktioniert, wenn wir genauso langsam weiter gefahren werden. Erfreulicherweise hatte es aber auf der A7 zu diesem Zeitpunkt keinen Stau mehr gegeben, so dass ich mich entschlossen hatte, lieber etwas schneller zu fahren und einen kurzen Ladestopp einzulegen. Nach dem Ladestopp in Illertissen, der übrigens eine interessante Ausstattung mit einem Pizzaautomaten hatte, bin ich dann teilweise mit einer Geschwindigkeit von bis zu 160km/h gefahren.
Ich schaue dann immer, dass ich etwa 30km Restreichweite habe und reduziere oder erhöhe die Geschwindigkeit entsprechend. Bisher hat das meist sehr gut funktioniert. Das mache ich aber auch nur, wenn ich weiß, dass ich mit hoher Wahrscheinlichkeit am Zielpunkt laden kann und nicht noch Reichweite für eine Suche nach einer Ladesäule benötige.
In der nachfolgenden Tabelle habe ich unsere Reise ins Allgäu dokumentiert:
Strecke | Entf. | Fahrzeit | Ø Geschw. | Start SoC | Ankunft SoC | Verbrauch Bordcomp. | Lademenge | Ladedauer |
Lohmar – Ohrenbach | 321km | 4:14h | 75km/h | 100% | 16% | 17kWh | 38,5kWh | 34 Min. |
Ohrenbach – Illertissen | 157km | 1:20h | 118km/h | 66% | 19% | 20,5kWh | 17,3kWh | 16 Min. |
Illertissen – Missen | 95km | 0:52h | 110km/h | 42% | 9% | 23,1kWh | ||
Gesamt | 573km | 6:26h | 89km/h | 19,0kWh | 50 Min. |
Insgesamt haben wir also etwa 7,5 Stunden für die Strecke benötigt, wobei ca. 50 Minuten für das Laden aufgewendet wurden. Bei den Verfügbarkeiten der Säulen hatten wir keine Probleme, wobei in Illertissen tatsächlich nur zwei Ladestationen frei waren. Hier habe ich auch ein wenig Zeit verloren, da die Kia Charge App nicht starten wollte. Daher ist es immer noch sinnvoll, auch eine Ladekarte dabei zu haben.
Weiterfahrt nach Österreich
Vom Allgäu aus nach Österreich mussten wir dann keinen weiteren Ladestopp einlegen. Bei meinen Bekannten um die Ecke gab es tatsächlich zwei Wallboxen, wo wir den Kia dann zu fast 100% aufgeladen hatten. Die Strecke betrug etwas mehr als 350km und wir hatten uns für einen Kompromiss mit wenig Autobahn entschieden. Die Navis wollten uns eigentlich an München vorbei führen, wir sind dann aber über Bad Tölz gefahren. In Zell habe ich dann vergessen, den SoC zu notieren. Wenn ich mich richtig erinnere, sind wir mit 30% bis 40% angekommen.
In Österreich sind wir dann nur auf Landstrassen und in der Stadt unterwegs. Meist haben wir hier einen Verbrauch um die 12kWh am Tag. Damit steigt auch die Reichweite enorm. Zuhause, bei den bisher schlechten Temperaturen und nur Autobahn bin ich kaum an die 400km bei 100% SoC heran gekommen. In Österreich hatten wir rechnerisch auch schon über 520km Reichweite.
Abschied von unserem geliebten e-Niro
Unseren Kia e-Niro haben wir bereits seit ein paar Wochen auf mobile.de inseriert und mittlerweile auch zahlreiche Interessenten. In den nächsten Wochen soll nun endlich der Kia EV6 kommen, so dass wir uns von unserem geliebten e-Niro verabschieden müssen (Wer noch Interesse hat, kann mich gerne direkt kontaktieren).
Geplant habe ich nun auch noch einen Batteriest bei Aviloo. Wie oben bereits kurz erwähnt, gibt es ja keine wirklich objektive Darstellung des Batteriezustands. Die Reichweite ist stark vom eigenen Fahrverhalten, den Temperaturen, der Topologie und den Reifen abhängig. Da lässt sich schwer darstellen, ob der Akku nach drei Jahren bereits eine signifikante Degradation hat. Wenn ich mir gerade die aktuellen Reichweiten anschaue, scheint das gefühlt nicht der Fall zu sein. Ich bin gespannt, was der Batterietest bringt und werde darüber natürlich auf diesem Blog berichten.