Ein Tag im Leben des gläsernen Web2.0 Menschen

Nachdem ich vor ein paar Tagen über den unglaublichen Web2.0 Service Blippy berichtet hatte, haben mich einige Kommentare zu dem heutigen Artikel angeregt. Ich möchte einmal versuchen darzustellen, wie man heute bereits sein ganzes Leben im Web2.0 mit anderen Mitmenschen teilen kann.

Der nachfolgende Tagesablauf des „gläsernen Web2.0 Menschen“ soll an Hand einiger exemplarischer Web2.0 Dienste zeigen, was bereits alles möglich ist. Ob die Nutzung immer sinnvoll ist, möchte ich hier gar nicht bewerten. Wahrscheinlich gibt es noch viele andere Services in denen man seine persönliche Privatsphäre verlieren kann. Es sind sicherlich auch Services dabei, die durchaus sinnvoll nutzbar sind. Trotzdem sollte man sie immer kritisch betrachten und mit großer Vorsicht verwenden. Denn wie heißt es so schön – das Internet vergisst nie.

Kommen wir nun zum dem Tagesablauf unseres Web2.0 Menschen und nennen wir ihn einmal Webby.

Der Start in den Tag

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Morgens um 6:18 wird Webby von seinem iPhone geweckt. Für diese krumme Zeit ist das App „Sleep Cycle“ verantwortlich. Es hat festgestellt, dass Webby nicht mehr so tief schläft und nun die richtige Weckzeit für ihn erreicht ist. Webby schaltet den Wecker ab und stellt das in der Nacht aufgezeichnete Schlafprofil erstmal in facebook ein. Nun wissen alle seine Freunde, wie unruhig er diese Nacht geschlafen hat.

Nachdem Webby aus dem Bad kommt, wird die Kaffeemaschine auf Touren gebracht und ein Toast in den Toaster gesteckt. Der Tisch ist auch schnell gedeckt und dann bleibt noch ein wenig Zeit, bis der Kaffee fertig ist. Diese Gelegenheit nutzt Webby um mittels Twitter seinen Followern einen „guten Morgen“ zu wünschen und zu berichten, was es heute zum Frühstück gibt.

Nachdem er während des Frühstücks noch durch einige News und Blogs im Internet gesurft ist und einige Kommentare hinterlassen hat, macht Webby sich um 7:40 Uhr auf zur Arbeit. Auf dem Weg zum Auto startet er noch schnell das App „Glympse“ und teilt den Beginn seiner Fahrt über Twitter mit.

Nun können alle über Internet auf einer Karte verfolgen, welchen Weg Webby zur Arbeit nimmt und wann er dort ankommt.

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Da sein Tank leer ist, macht er noch einen Abstecher bei einer Tankstelle. Dort zahlt er mit seiner Kreditkarte worauf hin auf der Internetseite von Blippy sofort die Meldung erscheint „Webby hat 56,53€ mit seiner Kreditkarte bei Esso bezahlt“.

Im Büro

Im Büro schaltet Webby den Rechner ein und richtet seine Webcam nochmals aus. Bei ustream.tv startet er einen Webstream, so dass nun alle sehen können, wie fleißig er ist.

Um 12:00 Uhr trifft sich Webby mit ein paar Kollegen in der Pizzeria zum Mittagessen. Auch hier bezahlt Webby wieder mit der Kreditkarte, so dass alle wieder sehen, dass er 18,- Euro beim Italiener bezahlt hat. Auf dem Weg zurück ins Büro ruft er noch das App „Qype Radar“ auf und hinterlässt einen Kommentar über die Pizzeria.

Bis zum Feierabend um 17:30 Uhr informiert sich Webby mehrmals, was bei Twitter und bei facebook los ist und hinterlässt dort noch ein paar Statusmeldungen. Ein paar interessante Internetseiten, die er für seine Arbeit benötigte, hat er noch bei Mister Wong eingetragen. Schließlich sollen alle von seinen Empfehlungen profitieren.

Web cam

Um 17:35 Uhr macht sich Webby auf den Rückweg und testet dieses Mal die Personenortung „Google Latitude“ an. Im Radio hört Webby ein Lied, das ihm gut gefällt er aber noch nicht kennt. Schnell das App Shazam angeworfen. Schon erfährt er, wie der Interpret heißt. Bei iTunes besorgt er sich gleich das ganze Album und Blippy teilt dies natürlich wieder der ganzen Welt mit.

Nach Feierabend auf den Golfplatz

Weil das Wetter noch so schön ist, macht er einen Abstecher zum Golfplatz und spielt noch ein paar Löcher. Natürlich nicht, ohne sein neues Golf-App, wegolf,  auszuprobieren. Mit diesem App kann er per GPS seine Schläge protokollieren. Diese werden dann Live ins Internet übertragen, wo jeder sein Spiel „beobachten“ kann.

Nach einer kurzen Pause auf der Clubterasse macht sich Webby auf den Weg nach Hause. Für den Abend hat er sich noch mit ein paar Freunden in der Stadt verabredet. Nach einer kurzen Dusche nimmt er sich noch ein wenig Zeit, um bei medhelp.org vorbei zu schauen. Dort hinterlässt er im „Exercise Tracker“ und im „Pain Tracker“ noch ein paar Infos über seine Übungen und seine Unbefindlichkeiten und schaut nach, was andere gesundheitlich beschäftigt bzw. was sein Online Kumpel bzgl. seiner Diät geschafft hat.

Den Abend mit Freunden genießen

Um 21:00 Uhr ist Webby dann in der Stadt und hat direkt das App „aka-aki“ gestartet. Nun ist er für andere Community Mitglieder sichtbar und trifft vielleicht einen Bekannten aus dem Netz. Falls nicht, kann er am nächsten Tag nochmal im Internet nachschauen, welches aka-aki Mitglied evtl. in seiner Nähe war und vielleicht Kontakt aufnehmen.

Friends Having Fun at Bar

Weil es mit seinen Kumpels so lustig ist, hat er die Idee ein paar Videoaufnahmen mit dem Handy zu machen. Hierbei nutzt er das App qik und streamt das Video direkt ins Internet. Schließlich sollen ja alle etwas davon haben. Ach ja, natürlich hat er zwischendurch noch ein paar Tweets geschrieben.

Am Ende des Abends hat Webby die Rechnung wieder mit Kreditkarte bezahlt und mit  „Qype Radar“ ein paar Kommentare zu den Lokationen hinter lassen. Nun wissen also alle, wie teuer der Abend für ihn war und wie es ihm gefallen hat.

Der Abschluss eines anstregenden Web2.0 Tag

Zu Hause angekommen schaltet er zu Entspannung noch lastfm an und hört ein wenig Musik. Natürlich wird diese gleich wieder zur Community gescrobbelt (scrobble: alle gehörten Lieder werden seinem Profil hinzugefügt). Es sollen doch alle mitbekommen, was er gerne hört. Da fällt ihm auch noch ein Geschenk ein, was er sich zu seinem Geburtstag wünscht.

Schnell loggt er sich noch bei Amazon ein und stellt den Artikel dort in seine Wunschliste ein. Vielleicht findet sich ja ein Freund, der ihm den Wunsch erfüllt.

Google Announces Quarterly Earnings

Nach einem anstregenden Tag, den im Prinzip alle mitverfolgen konnten, schaltet Webby wieder seinen Wecker Sleep Cycle ein und träumt ein wenig von der schönen Web2.0 Welt. Diesen Traum kann nun allerdings keiner mitverfolgen – noch nicht.

Dies war also ein möglicher Ablauf eines gläsernen Web2.0 Menschen. Nun hätte alle Welt sogar die Möglichkeit, seine Erlebnisse auch Tage später noch zu verfolgen. Vieles davon wird man in diversen Suchmaschinen oder direkt auf den entsprechenden Community Seiten finden. Wahrscheinlich auch die Fotos und die Filme, die hoffentlich sein Chef nie zu sehen bekommt 😉 .

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