In meinem letzten Artikel zur Reihe „Was sollte man über Elektroautos wissen“ habe ich ein paar allgemeine Dinge zu den Ladekarten erläutert. Im heutigen Beitrag möchte ich euch ein paar Ladekarten vorstellen, um eure Auswahl bei der Wahl von Ladekarten zu unterstützen.
Im ersten Teil geht es um die sogenannten Roaming-Anbieter. Dies sind Anbieter, die teilweise ein eigenes Ladenetz betreiben aber in erster Linie eine große Verfügbarkeit an Ladesäulen anbieten wollen. Hierzu gehen sie mit diversen Betreibern enntsprechende Roaming-Partnerschaften ein. Ähnliches kennt man aus dem Mobilfunknetz, wo man im Ausland auf Roamingpartner der Mobilfunkbetreiber geschaltet wird.
Bei der Darstellung der einzelnen Anbieter gehe ich auf die jeweilige Preisstruktur ein, die Größe des Ladenetzes im In- und Ausland und versuche eventuelle Besonderheiten der Betreiber darzustellen. Nahezu jeder Anbieter von Ladekarten hat auch eine App über die einerseits die verfügbaren Ladesäulen gefunden werden können und sich auch die Ladevorgänge starten lassen.
Einige Anbieter, die auch in diese Kategorie fallen können lasse ich aktuell noch außen vor und werde sie in einem eigenen Beitrag detaillierter vorstellen. Das betrifft einerseits das Ladenetz.de, insbesondere aber das recht neue Angebot des Startup elvah. Dieses Unternehmen versucht das Thema Laden so einfach, wie möglich zu gestalten und u.a. auch das Laden an allen Ladepunkten in Deutschland (teilweise auch schon im Ausland) zu ermöglichen. Hier werde ich während unserer nächsten Urlaubsfahrt auch einen entsprechenden Praxistest machen und über die Erfahrungen mit dem Flat-Tarif von elvah berichten.
Maingau Ladekarte – EinfachStromLaden
Der Energieanbieter Maingau ist einer der meistgenutzten Ladekarten-Anbieter. Im Rhein-Main-Gebiet betreibt Maingau auch eigene Ladesäulen. Zum Laden kann eine App (Android / iOS), die Ladekarte oder ein Ladechip genutzt werden. Das Ladenetz von Maingau umfasst in Europa 170.000 Ladepunkte, von denen 39.000 Ladepunkte in Deutschland verfügbar sind. Mit dieser Karte dürfte man also eine recht gute Abdeckung haben. In den Faq von Maingau findet man auch eine Liste der Roamingpartner.
Die Ladepreise richten sich nach AC/DC und den unterschiedlichen Ländern. Zusätzlich werden Kunden-Tarife angeboten, die deutlich unter den Standard-Tarifen liegen. Hier lohnt es sich also bei dem nächsten Wechsel des GAs- oder Stromanbieters zu schauen, ob Maingau ggf. der nächste Anbieter sein kann.
Einen Nachteil gibt es bei Maingau mit den Blockiergebühren. Wer hier bei AC-Ladungen länger als 4 Stunden und bei DC-Ladungen länger als 1 Stunde lädt, muß ab diesem Zeitpunkt einen Aufpreis zahlen. Bei DC-Ladungen ist das in der Regel eher unkritisch. Damit fällt diese Ladekarte aus, wenn man als „Regionallader“ regelmäßig auf öffentliche Ladesäulen angewiesen ist und auch häufiger über Nacht laden möchte.
Die nachfolgenden Tarife stammen vom 14.08.2021
Land / Tarif (pro kWh) | AC-Tarif | AC-Kundentarif | DC-Tarif | DC-Kundentarif |
---|---|---|---|---|
Deutschland | 44 ct | 30 ct | 54 ct | 40 ct |
Niederlande | 44 ct | 30 ct | 54 ct | 40 ct |
Schweiz | 59 ct | 30 ct | 69 ct | 40 ct |
Schweden | 64 ct | 30 ct | 74 ct | 40 ct |
Österreich | 66 ct | 40 ct | 76 ct | 50 ct |
Dänemark | 81 ct | 30 ct | 91 ct | 40 ct |
Übriges EU-Ausland | 51 ct | 30 ct | 61 ct | 40 ct |
Ionity (Hochpreisanbieter) | entfällt | entfällt | 75 ct | 75 ct |
Blockiergebühr | 10ct / Min | ab 240 Minuten | 10 ct / Min | ab 1 Stunde |
Preis der Ladekarte | 9,99€ | 6,99€ für Kunden |
Die Ladekarte eignet sich nahezu für jeden Ladetyp, ist aber gerade auch für Urlauber, die sich im EU-Ausland mit dem E-Auto bewegen, sehr interessant. Ist man schon Energie-Kunde von Maingau oder möchte man dorthin wechseln, wäre die Ladekarte sicherlich die erste Wahl. Auf Grund der Blockiergebühr ist die Ladekarte nur eingeschränkt für Regionallader geeignet. Ich habe hier übrigens aktuell keine Info finden können, ob die Blockiergebühr (Standzeit) eine Obergrenze hat, wie dies aktuell bei EnBW der Fall ist.
EnBW Ladekarte – EnBW mobility+
EnBW ist im Prinzip die direkte Alternative zu Maingau. Vorteil bei EnBW ist, dass hier massiv ein eigenes HyperCharge Ladenetzwerk aufgebaut wird. Damit steht EnBW quasi auf der Betreiberseite im Wettbewerb zu Ionity, Fastned und ähnlich großen Ladeinfrastruktur-Betreibern.
EnBW verfügt mit entsprechenden Roaming-Partnern über ein Ladenetz von 200.000 Ladestationen in den Ländern Deutschland, Österreich, Schweiz, Italien, Frankreich, Niederlande, Belgien, Luxemburg und Liechtenstein. Unterschied zu Maingau ist hier, dass überall ein einheitlicher Preis gilt. Dafür bietet EnBW drei verschiedene Tarife an. Genauso, wie bei Maingau gibt es einen Standard-Tarif und einen Vorteils-Tarif für Kunden der EnBW. Zusätzlich gibt es noch einen Tarif mit einer Grundgebühr und etwas niedrigeren Preisen pro kWh. Nachteil ist hier, dass man in Bezug auf die Preise beim Vorteils-Tarif und beim Viellader-Tarif darauf achten muß, ob es eine EnBW-Säule ist oder die Ladesäule eines Roaming-Partners.
Auch bei EnBW gibt es eine App (Android / iOS) sowie Ladekarten zur Steuerung der Ladesäulen. Ebenso muß man bei EnBW auf die Blockiergebühren achten. Allerdings gibt es hier eine Obergrenze von 12€ pro Ladevorgang und es wird anscheinend nicht zwischen AC- und DC-Ladung unterschieden. Auf den Webseiten von EnBW findet man auch ausführliche Infos und der Beweggründe für die Blockiergebühr.
Ladetarife (pro kWh) | Standard | Vorteil (EnBW Säule) | Vorteil (Roaming) | Viellader (EnBW Säule) | Viellader (Roaming) |
---|---|---|---|---|---|
AC-Tarif | 45 ct | 38 ct | 42 ct | 36 ct | 39 ct |
DC-Tarif | 55 ct | 48 ct | 52 ct | 46 ct | 49 ct |
Ionity (Hochpreisanbieter) | 79 ct | 79 ct | 79 ct | ||
Grundgebühr | entfällt | entfällt | 5,99€ pro Monat | ||
Blockiergebühr (max. 12€) | 10ct / Min | 10 ct / Min | 10 ct / Min | 10 ct / Min | 10 ct / Min |
Preis der Ladekarte | 9,90€ | 9,90€ | kostenfrei | ||
Vorteilstarif für Privatkunden | oder ADAC Mitglieder |
Auch diese Ladekarte von EnBW eignet sich grundsätzlich für alle Ladetypen, wieder mit der Einschränkung für „Lokal-Lader“ in Bezug auf die Blockiergebühr. Grundsätzlich ist es positiv, dass man sich im Ausland nicht auf andere Preise einstellen muß, allerdings muß man immer zwei Preise im Blick haben, wenn man den Vorteils-Tarif oder den Viellader-Tarif nutzt. Nach Aussage von EnBW lohnt sich der Viellader-Tarif bereits dann, wenn man etwa 70 kWh Strom im Monat laden muß.
EWE Ladekarte – EWE Go
Der dritte Versorger mit einem Ladeangebot für E-Autos, den ich vorstellen möchte, ist EWE mit dem Tochterunternehmen EWE Go. Das Angebot von EWE Go ist aktuell noch etwas kleiner, als bei den oben aufgeführten Anbietern und umfasst ca. 88.000 Ladepunkte. In Deutschland sind es 34.000 Ladepunkte mit 900 eigenen EWE Ladepunkten. Eine Kooperation mit McDonalds sorgt dafür, dass das Angebot zukünftig noch weiter ausgebaut wird. Bis 2025 soll an über 1.000 Restaurants eine Ladesäule von EWE stehen.
Die verfügbaren Ladesäulen und deren Steuerung findet man über die App Punktladung (Android / iOS). Zusätzlich gibt es eine Ladekarte, mit der man seine Ladevorgänge durchführen kann. Sehr schön ist die relativ einfach gehaltene Preisgestaltung und dass es keinen Sondertarif für Hochpreisanbieter gibt. Vorteilhaft ist auch, dass es bei EWE Go aktuell noch keine Blockiergebühr gibt.
Nicht sehr auskunftsfreudig ist EWE Go bei den Infos zu Roamingpartnerschaften. So ist beispielsweise auch nicht erkennbar, dass Ionity zu den Partnern gehört. Neben den speziellen Angeboten von einigen Autoherstellern ist EWE Go damit einer der wenigen Anbieter, bei denen der Ladepreis unterhalb der eigenen Preise von Ionity liegt. Entweder gibt es hier tatsächlich noch eine entsprechend günstige Vereinbarung oder EWE Go muß diese Preise querfinanzieren. Damit ist die Gefahr groß, dass dieses interessante Angebot nicht auf Dauer verfügbar ist.
Ladetarife (pro kWh) | EWE Go | Roaming |
---|---|---|
AC-Tarif | 39 ct | 49 ct |
DC-Tarif (auch Hochpreisanbieter) | 44 ct | 54 ct |
Preis der Ladekarte | 9,90€ | |
Keine Blockiergebühr |
Die EWE Go Ladekarte ist eine gute Ergänzung insbesondere für die Urlaubsfahrten oder für die „Regionallader“. Einerseits kann man aktuell noch sehr günstig bei Ionity laden und da es keine Blockiergebühr gibt, eignet sich die Karte auch für das Aufladen über Nacht an einer öffentlichen Säule.
Plugsurfing
Plugsurfing dürfte einer der ersten Anbieter sein, die von Anfang an das Ziel hatten, dass man sein Elektroauto quasi überall laden kann. Bei Plugsurfing stehen einem über 200.000 Ladesäulen in 38 Ländern zur Verfügung. In den ersten Jahren der E-Mobilität war Plugsurfing wohl eine der meistverbreiteten Anbieter. Mittlerweile gibt es aber viele interessantere Alternativen, was aus meiner Sicht auch an der bisherigen Preisgestaltung von Plugsurfing liegt.
Dies hat das Team von Plugsurfing wohl auch erkannt und beispielsweise für Deutschland einen Festpreis eingeführt. Somit werden die Preise vergleichbar zu den Wettbewerbern. Außerhalb Deutschlands kann man den tatsächlichen Preis für eine Aufladung seines Elektroautos aber nur über die App erfahren. Eine aus meiner Sicht etwas lästige Angelegenheit. Es wird immer der Preis abgerechnet, den der Betreiber der Ladesäule festgelegt hat. Dies kann unter Umständen dazu führen, dass nicht nur nach geladener Leistung in kWh abgerechnet wird, sondern eventuell nach Ladezeit oder man zahlt zusätzliche Gebühren, wie einen Startpreis.
Neben der üblichen App (Android / iOS) gibt es bei Plugsurfing eine Ladekarte oder einen Ladeschlüssel (Chip). Eine Blockiergebühr gibt es bei Plugsurfing aktuell nicht.
Aus dem oben erwähnten Grund ist eine Preisdarstellung quasi nicht möglich bzw. nur für Deutschland darstellbar.
Ladetarife (pro kWh) | Festpreis in Deutschland |
---|---|
AC-Tarif | 48 ct |
DC-Tarif | 64 ct |
Ionity | 89 ct |
Preis der Ladekarte (Ladeschlüssel) | 9,95€ |
Keine Blockiergebühr |
Plugsurfing ist aktuell wohl eher für E-Autofahrer eine Option, die auf ein umfangreiches Ladenetzwerk auch außerhalb von Deutschland Wert legen und dabei nicht so sehr auf den Preis achten. Auf Grund der fehlenden Blockiergebühr könnte Plugsurfing auch für „Regionallader“ interessant sein.
Shell Recharge – NewMotion
Shell, einer der größten Energieversorger weltweit, hat 2017 den E-Mobilitätsanbieter NewMotion übernommen und damit sein Ladeangebot unter dem Namen Shell Recharge deutlich erweitert. Ein Grund, warum auch der Name „NewMotion“ noch überall auftaucht. Neben dem eigenen Schnellladenetzwerk verfügt Shell Recharge damit über ein sehr umfassendes Ladenetzwerk von über 200.000 Ladesäulen in 35 Ländern.
Im Prinzip funktioniert Shell Recharge genauso, wie Plugsurfing. Mit der entsprechenden Shell Recharge App (Android, iOS), einer Ladekarte oder einer Shell-Karte kann man nahezu überall sein Elektroauto aufladen. Zusätzlich kann auch noch die App „EV Charging by NewMotion“ genutzt werden.
Auch bei Shell Recharge gibt es mittlerweile einen Festpreis für Deutschland. Interessanterweise gilt dieser aber nicht für NewMotion Ladesäulen. Bei diesen Ladesäulen und im Ausland ist man wieder auf die App angewiesen, die einem den Preis an der entsprechenden Ladesäule anzeigt. Darüber hinaus muß man bei Shell Recharge eine Transaktionsgebühr pro Ladevorgang bezahlen, die aktuell auf 7€ pro Monat begrenzt ist. Der Festpreis in Deutschland gilt wohl auch für Tarife, in denen die Ladezeit berechnet wird. Eine Blockiergebühr gibt es aktuell nicht.
Ladetarife (pro kWh) | Festpreis in Deutschland |
---|---|
NewMotion Ladepunkte | variabel |
AC-Ladepunkte nach kWh Abrechnung | 46 ct |
AC-Ladepunkte nach kWh und Minuten Abrechnung | 46 ct + 2 ct / Min. |
Shell Recharge Schnellladepunkte | 59 ct |
DC-Ladepunkte | 64 ct |
Ionity | 81 ct |
Transaktionsgebühr pro Ladevorgang (max. 7€ pro Monat) | 35 ct |
Preis der Ladekarte bzw. Schlüsselanhänger (Bestellung über App) | kostenfrei |
Keine Blockiergebühr |
Grundsätzlich kann man Shell Recharge recht gut mit Plugsurfing vergleichen. Ein großes Ladenetzwerk dürfte insbesondere für Urlauber interessant sein aber die Preise für Ionity sind recht hoch. Die fehlende Blockiergebühr macht die Ladekarte eventuell auch für Regionallader interessant.
Fazit / Empfehlung
Die in dem heutigen Beitrag vorgestellten Ladekarten eignen sich grundsätzlich alle recht gut für ein breites Spektrum von Ladetypen, die ich meinem letzten Beitrag definiert hatte. Lediglich als Regionallader oder auch Gelegenheitslader muß man beispielsweise auf die Blockiergebühren achten. Für diese Gruppe eignen sich aber eventuell zusätlzich auch andere Ladekarten, die ich in den nächsten Beiträgen dieser Serie noch darstellen werde.
Grundsätzlich ist meine Empfehlung, möglichst 1 bis 3 Ladekarten oder Ladechips zu nutzen. Dann gibt es auch keine Probleme, wenn man mal keinen Handyempfang hat und die Lade-App nicht nutzen kann. Ladekarten würde ich dann für die priorisierten Anbieter nutzen. Zusätzlich kann man sich dann noch die ein oder andere App weiterer Anbieter installieren und hat damit noch mehr Möglichkeiten, falls eine Ladekarte mal nicht funktioniert. Hier muß man ja nur die notwendigen Zahlungsdaten in der App hinterlegen.
Von den oben definierten Anbietern würde ich entweder die Ladekarte von EnBW oder Maingau nutzen. Diese Karten lohnen sich insbesondere, wenn man Energiekunde bei diesen Unternehmen ist. Ist man ADAC Mitglied, dann bekommt man dort, den gleichen Tarif, wie die Kunden von EnBW. Maingau hat gerade im Kundentarif die attraktivsten Preise auch wenn man im Ausland mit anderen Anbietern eventuell etwas günstiger laden kann.
Als Viellader kann man sich bei EnBW noch ausrechnen, ob eventuell die Variante mit der Grundgebühr in Summe etwas günstiger ist.
Zusätzlich empfehle ich aktuell die Karte von EWE Go insbesondere für Vielllader oder Urlaubslader. Hier kann man dann auf Ionity zurück greifen und zahlt nicht die sonst üblichen hohen Preise der anderen Anbieter.