Im ersten Teil zur Auswahl von Ladekarten habe ich große Roaminganbieter vorgestellt. Nun gibt es eine Beschreibung zum Flatrate Angebot von elvah.
Im heutigen Artikel möchte ich mich einem speziellen Angebot widmen, welches es in dieser besonderen Form bisher noch nicht gegeben hat. Es handelt sich um eine echte Flatrate und wird von dem Startup elvah angeboten. Sucht man nach weiteren Flat-Angeboten, dann findet man durchaus Angebote, die oft von Stadtwerken kommen. Meist sind dies aber keine echten Flatrates, wie man sich beispielsweise aus dem Streaming-Umfeld kennt. Oft ist auch die Zielgruppe eingeschränkt, da es solche Angebote nur für die eigenen Kunden gibt.
Mit elvah gibt es meines Wissens damit aktuell den einzigen Anbieter, bei dem man einen Festpreis bezahlt und dann theoretisch sein Elektroauto unbegrenzt laden kann (siehe unten: Fair Use Regeln). Das ist aber nicht die einzige Besonderheit des Ladeservice von elvah. Das Unternehmen hat sich zum Ziel gesetzt, den Ladeprozess so einfach, wie möglich zu gestalten. Dies bedeutet neben einem einfachen Tarifmodell insbesondere auch, dass sie alle Ladesäulen unterstützen und zwar im Flat Tarif ohne Ausnahme.
Aktuell gilt dieses Angebot für Deutschland. Eine Betaphase für das EU-Ausland wurde kürzlich gestartet. Weiterhin richtet sich der Flat Tarif zurzeit nur an Privatpersonen. Gewerbetreibende können aber den Flex Tarif nutzen. Für das Ladeangebot hat elvah aktuell 300 Anbieter von Ladestationen eingebunden und bietet in Europa ca. 150.000 Ladepunkte in 30 Ländern an.
Bei elvah gibt es keine Ladekarte. Alle Funktionen werden über eine entsprechende App (Android / iOS) bereit gestellt und die Registrierung erfolgt aktuell über die Webseite.
Das Grundkonzept und die Tarife bei elvah
Unter dem Motto „Eine App. Ein Preis. Alle Ladestationen“ möchte elvah das Ladeerlebnis so einfach, wie möglich gestalten. Man muß sich keine Gedanken um unterschiedliche Preise an unterschiedlichen Säulen machen oder ob man an einer AC- oder DC-Säule lädt. Auch Hochpreisanbieter können mit den zwei Tarifmodellen genutzt werden.
Das Angebot von elvah richtet sich dabei in erster Linie an Regionallader bzw. Viellader, entsprechend meiner Definition aus dem ersten Artikel zu den Ladekarten. Durch die fehlende Blockiergebühr (siehe Fair Use Regeln) eignet sich elvah daher gut für diejenigen, die weder zu Hause noch am Arbeitsplatz laden können.
Der Flat Tarif
Der wohl interessanteste Tarif, insbesondere für Vielfahrer, dürfte das Konzept des Flat Tarifs sein. In Abhängigkeit des Automodells, gibt es eine monatlich kündbare Flatrate zum Laden des konkret zugeordneten E-Autos. Hierbei kommen vier Tarifgruppen zur Auswahl, die von XS bis L reichen.
Tarifgruppe | monatlicher Preis |
---|---|
XS | 89,-€ |
S | 129,-€ |
M | 159,-€ |
L | 199,-€ |
Für unseren VW e-Up müssten wir den Tarif XS und für unseren Kia e-Niro den Tarif M abschließen. Die Tarife sind immer an das jeweilige Auto gebunden. Bei der Registrierung muß auch die entsprechenden Fahrzeugidentifikationsnummer hinterlegt werden. Allerdings kann jeder Fahrer dieses Fahrzeugs den entsprechenden Tarif nutzen.
Damit die Kalkulation von elvah nicht gesprengt wird, gibt es für jede Tarifgruppe auch eine Obegrenze für die monatliche Ladung. Wenn man in mehr als 2 Monaten diese Grenze überschreitet, wird elvah sich ggf. melden, um das überdurchschnittlich hohe Ladevolumen und die weitere Vorgehensweise abzustimmen.
Mit der Flatrate bekommt man für Ladestationen, die noch nicht von elvah unterstützt werden, eine Geld-zurück Garantie.
Der Flex Tarif
Der Flex Tarif ist dann interessant, wenn man den Service erst einmal testen möchte oder eher weniger Ladevolumen benötigt und die Flatrate daher nicht passt. Zielgruppe wären also in erster Linie die Regionallader, die aber regelmäßig ein bestimmtes Ladevolumen benötigen. Im Gegensatz zur Flatrate gibt es beim Flex Tarif keine spezifischen Preise nach Automodell.
Im Flex Tarif kann man Ladepakete mit einem Volumen von jeweils 25 kWh pro Monat buchen. Das erste Paket wird monatlich automatisch als Grundpreis gebucht und sobald man innerhalb eines Monats über die 25 kWh hinaus kommt, wird das nächste 25 kWh-Paket dazu gebucht. Beim Monatswechel startet man dann wieder mit dem Grundpreis, also dem 1. Paket zu 25 kWh.
Stufe innerhalb eines Monats (25 kWh Pakete) | Preis |
---|---|
1. Paket (mtl. Grundpreis) | 8,99€ |
2. Paket | 8,99€ |
3. Paket | 8,99€ |
jedes weitere Paket | 13,99€ |
Bei dem Flex Tarif gibt es, im Gegensatz zur Flatrate, keine Geld-zurück Garantie. Der Service soll in Deutschland aber an bis zu 90% der Ladesäulen funktionieren.
Geld-zurück Stationen
Elvah verfolgt ja grundsätzlich den Ansatz, dass man mit ihrem Ladeservice an jeder Ladestation (in Deutschland) sein Elektro-Auto aufladen kann. Manche Stationen sind u.a. aus technischen Gründen nicht in das elvah-Netzwerk eingebunden. Aus diesem Grund gibt es im Flat Tarif für diese Ladestationen ein Geld-zurück Versprechen.
Der Ladevorgang muß dann in der elvah App angemeldet werden und dann kann man beispielsweise die Ladung mit einer anderen Ladekarte, einer Lade-App oder mittels Ad-hoc Zahlung durchführen. Innerhalb von 48 Stunden wird der entsprechende Betrag dann zurück gebucht. Dies funktioniert sogar an Tesla-Schnellladesäulen (akt. natürlich nur für Tesla-Fahrer).
Fair Use Regeln
Die Fair Use Regeln beschreiben einige Rahmenparameter, die man bei der Nutzung der Services von elvah beachten sollte.
So gibt es grundsätzlich keine Blockiergebühren bei elvah. Die Regeln besagen hier jedoch, dass in der Zeit von 7:00 bis 21:00 Uhr der Ladeplatz spätestens 30 Minuten nach Beendigung des Ladevorgangs anderen Fahrern bereit gestellt werden soll.
Grundsätzlich dürfen auch keine Fahrzeuge beladen werden, die einem Gewerbe dienen oder mit denen eine Gewinnerzielungsabsicht verfolgt wird. So können u.a. Taxifahrer das Angebot von elvah (aktuell) nicht nutzen.
Für die Flatrate ist weiterhin eine Obergrenze bei der monatlichen Ladung definiert, um „unübliche Ladevolumen“ auszuschließen. Diese Ladegrenzen dürfen nicht an zwei aufeinanderfolgenden Monaten überschritten werden. Damit dürften aber auch längere Urlaubsfahrten in der Regel kein Problem darstellen.
Tarifgruppe | Obergrenze |
---|---|
XS | 500 kWh |
S | 750 kWh |
M | 850 kWh |
L | 1.000 kWh |
Fazit
Elvah schafft es mit seinem Angebot aus meiner Sicht tatsächlich, den Ladevorgang so einfach, wie möglich zu gestalten. Mit der Nutzung der beiden Tarifmodelle muß man sich keine Gedanken mehr machen, welche Kosten beim nächsten Ladevorgang auf mich zu kommen. Ich suche mir einfach die nächste Säule und lade mein Elektroauto auf.
Die beiden Tarifmodelle sind sowohl für Wenigfahrer (Flex) oder Vielfahrer (Flat) geeignet. Für diejenigen, die nur ab und zu mal an einer öffentlichen Ladesäule ihren Strom für das E-Auto beziehen sind die Tarife allerdings nicht geeignet, da ja monatliche Kosten zu entrichten sind.
Welcher Tarif für den persönlichen Bedarf geeignet ist, sollte man mittels des Flex Tarifs ruhig einmal ausprobieren. Ein Wechsel in den Flat Tarif ist jederzeit möglich und beide Tarife lassen sich auch monatlich kündigen.
Praxistest mit Erfahrungsbericht
Freundlicherweise hat mir elvah die Möglichkeit gegeben, dass ich den Service bei meinen anstehenden Urlaubsfahrten testen kann. Über die entsprechenden Erfahrungen werde ich dann in einem eigenen Artikel ausführlich und natürlich objektiv berichten.
Demnächst werden wir wieder eine kleine Golftour innerhalb Deutschlands machen. Von unserem Wohnort im Raum Köln/Bonn geht es zunächst nach Detmold. Dort gibt es ein paar Tagesausflüge zu umliegenden Golfplätzen. Von dort werden wir nach Semlin am See weiterfahren. Schließlich geht es von dort nach Kiel und wieder nach Hause. Da sollte es sicherlich diverse Lademöglichkeiten geben, die ich sowohl auf der Autobahn als auch in der Stadt testen kann.
Wenn ihr den Service direkt einmal ausprobieren wollt, habe ich für euch einen Rabattcode ergattert, den ihr bei der Registrierung einlösen könnt. Mit diesem Code bekommt ihr für die ersten drei Monate 5% Rabatt. Der Code JTW4ELVAH ist bis Ende September gültig.
Simulation für einen Tarifvergleich
Bei der Nutzung von Flatrate Tarifen stellt sich natürlich immer die Frage, wann sich dieser Tarif im Vergleich zu anderen Angeboten rechnet. Hierzu wäre es u.a. hilfreich, wenn man auf Basis der eigenen Fahrleistungen und des persönlichen Verbrauchs die Kosten pro kWh ermitteln könnte. Hierzu habe ich euch einen kleinen Rechner erstellt, der genau diese Berechnung erledigt.
Weiterhin habe ich in den Rechner einen Vergleich mit dem Flex Tarif eingebaut. So kann man feststellen, wann sich entweder der Flat oder Flex Tarif eignet. Natürlich darf auch ein Vergleich zu anderen Ladeangeboten nicht fehlen. Der Rechner zeigt somit auch, wie hoch ein möglicher Mischpreis (Verteilung von AC-/DC-Ladungen) bei einem anderen Anbieter ist. So lässt sicher ermitteln, wann die jeweiligen elvah Tarife günstiger sind.
Nicht berücksichtigt habe ich den Hochpreisanbieter Ionity, der bei elvah ja auch zu dem kalkulierten Preis genutzt werden kann. Diesen Vergleich bzw. den Vorteil den man gegenüber anderen Anbietern hat, müsste man dann auch noch einkalkulieren. Wenn der Bedarf da ist, dann kann ich natürlich auch noch beim Anteil der DC-Ladungen zusätzlich einen Parameter für den Anteil Ionity-Ladungen einbauen. Ich wollte den Rechner nur nicht noch komplizierter machen.
Für die Berechnung gebt ihr also einfach zunächst euren Flat-Tarif an, wieviel Kilometer ihr im Schnitt mit eurem Elektroauto zurück legt und welchen Verbrauch ihr im Schnitt habt. Damit wird das Ladevolumen berechnet. Für den Vergleich mit einem anderen Anbieter gebt ihr noch den Anteil an DC-Ladungen an und die Preise für AC- und DC-Ladungen.
Als Ergebnis bekommt ihr dann die jeweiligen elvah Tarifpreise pro kWh und einen Mischpreis pro kWh für den Vergleichsanbieter. Ich hoffe, dass ihr mit dem kleinen Simulationsrechner etwas anfangen könnt.
Was haltet ihr von elvah und ihrem Flatrate Modell. Wäre das Angebot für euch von Interesse?